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Leichtathletik Leichtathletik: Carolina Klüft: Pippi Langstrumpf des Siebenkampfs

Von Andreas Schirmer 22.08.2004, 15:12
Carolina Klüft jubelt beim Siebenkampf-Auftakt in Athen. (Foto: dpa)
Carolina Klüft jubelt beim Siebenkampf-Auftakt in Athen. (Foto: dpa) DPA

Athen/dpa. - Sie ist unbezwingbar, pfiffig und lustig. DieSchwedin Carolina Klüft ist die Pippi Langstrumpf des Siebenkampfes.Mit dem Olympiasieg in Athen vollendete die Welt- und Europameisterindie Trilogie der großen Titel und schrieb ein weiteres Kapitel ihrermärchenhaften Karriere. «Ich setze mir keine Grenzen und denke nichtan Zahlen», sagte die blonde Bilderbuch-Skandinavierin, die mit 6952Punkten den zweitbesten Siebenkampf der Olympia-Geschichteablieferte. Und dies mit einem noch nie da gewesenen 517-Zähler-Abstand zur zweitplatzierten Litauerin Austra Skuyte. Noch größer istdie Kluft zur Neubrandenburgerin Sonja Kesselschläger, die mit 6287Punkten einen exzellenten sechsten Platz erreichte.

«Carolina tut dem Siebenkampf gut, zumal sie eine nette Personist», meinte die 26-jährige Obergefreite der Bundeswehr, die ihrepersönliche Bestleistung um 82 Punkte steigern konnte. Kein Grund zumFrust ist für sie, dass sich die Klüft in unerreichbaren Sphärenbewegt. «Dann müssten ja alle aufhören», so Sonja Kesselschläger, dieselbst noch etwas drauf zu legen hofft: «Wenn alles rund läuft,könnte ich auf die 6500 Punkte zugehen.» Dies wäre auch der 23 Jahrealten Claudia Tonn (Paderborn) zuzutrauen, für die ihr Olympia-Debütmit 6155 Punkten und Platz 12 ein «Superding» war.

An Carolina Klüft wird bis Peking 2008 wohl keine Konkurrentinvorbeikommen. «Ich werde so lange weitermachen, wie ich Spaß an derLeichtathletik habe. Im Moment liebe ich den Sport einfach», sagtedie 21-Jährige, die an der Universität in Växjö Philosophie,Geschichte und Psychologie studiert. Sie will sich auf nichtsfestlegen lassen. «Wenn ich aufhören will, höre ich auf», sagtCarolina Klüft. Sport sei ihr wichtig, aber nicht alles im Leben.

Deshalb weicht sie Fragen, ob sie den Weltrekord von JackieJoyner-Kersee (7291) knacken und in vier Jahren das Olympia-Goldverteidigen will, aus: «Ich habe große Ziele im Leben, auch außerhalbdes Sports. Das hier wird mir schon einmal bleiben», meinte «Carro»,wie ihre Landsleute die Strahlefrau ohne Allüren («Ich will kein Starsein, das ist uncool»), sie nennen. Im Olympiastadion wurde das«kleine Mädchen in einer großen Welt» (Klüft über Klüft) dann aberals «Dancing Queen» nach Abba-Musik gefeiert.

Statt nach Monte Carlo zu ziehen, um Steuern zu sparen, macht sieaus der Liebe zu ihrem Land keinen Hehl. «Ich lebe gern in Schweden,dort habe ich meine Familie und Freunde», meint Carolina Klüft, diemit Patrik Kristiansson, dem WM-Dritten im Stabhochsprung, liiertist. «In meinem Privatleben habe ich schon eine Goldmedaillegewonnen.» Dazu gehört, dass ihr Vater Johnny und kein Manager sichdarum kümmert, den Erfolg zu versilbern.

Vielleicht wird Carolina Klüft der Siebenkampf irgendwann zulangweilig. Alternativen hätte die 1,91 m lange Athletin mit derModel-Figur genug - auch im Sport. Im Weitsprung gehört sie schon zurWeltklasse, über 400 m Hürden könnte sie schnell dahin kommen, meintCheftrainer Ulf Karlsson. «Sie hat die Geschwindigkeit und dieTechnik dazu. In ein paar Jahren könnte Carro zu den Besten in derWelt zählen», prophezeite er. Dabei will Carolina Klüft immer auf demsauberen Weg bleiben: «Ich nehme nicht einmal eine Aspirin-Tablette.»