Leichtathletik Leichtathletik: «Athleten sind in ausgezeichneter Verfassung»

Düsseldorf/Sindelfingen/dpa. - Eine Rekord-Jagd, heiße Duelle, harte Kämpfe um die EM-Tickets und das Aufbegehren «junger Wilder» stehen am Wochenende im Blickpunkt der 52. Deutschen Hallen- Meisterschaften der Leichtathleten in Sindelfingen. «Ich denke, wir werden spannende Tage erleben - auch mit einigen neuen Namen», sagte Frank Hensel, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes(DLV), ein halbes Jahr nach dem Olympia-Debakel von Athen. «Die Athleten sind in einer ausgezeichneten Verfassung und haben sich bei den Meetings sehr leistungsstark präsentiert», betonte der neue Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow am Donnerstag in Sindelfingen.
Im Vordergrund steht die Qualifikation für die Hallen-EM in Madrid(4.-6. März). 32 Athleten haben die EM-Norm geschafft. «Ich gehe vonrund 40 Aktiven aus. Dies ist eine deutlich größere Mannschaft alsvor zwei Jahren, obwohl die Normen nicht verändert wurden», meinteHensel. 2002 in Wien waren 28 Athleten am Start, die sechs Medaillengewannen. Die jungen DLV-Asse sollen laut Mallow in den nächstenMonaten vor allem internationale Erfahrung sammeln und «nicht imeigenen Saft schmoren. Der Weg nach Peking 2008 ist lang. Er beginntmit dem ersten Schritt, den wir hier in Sindelfingen machen wollen.»
«Star» der Titelkämpfe im Glaspalast, in dem mehr als 700Teilnehmer aus 152 Vereinen erwartet werden, ist Tobias Unger. DerSchwabenpfeil vom LAZ Kornwestheim-Ludwigsburg, der einst seineKarriere beim VfL Sindelfingen startete, hat am Sonntag in Karlsruheüber 200 m den 21 Jahre alten deutschen Rekord von Ralf Lübke mit20,61 Sekunden nur um 4/100 verfehlt. «Im Moment passt einfachalles», hofft der Olympia-Siebte zumindest auf eine erfolgreicheTitelverteidigung über 60 und 200 m. Unger will zudem in der 4 x 200-m-Staffel seines Clubs laufen. «Tobias scheint in dieser Hallensaisonin einer anderen Liga zu laufen», meinte Konkurrent Tim Helmke.
Der 20-Jährige vom TSV Friedberg-Fauerbach und vor allem SebastianErnst wollen Unger über 200 m einen heißen Kampf liefern. Immerhinlegte der Sprinter vom FC Schalke 04 im Fernduell 20,74 Sekunden vor.«Richtig schnell wollen wir erst in Madrid sein», kündigte Ernst an.
Hrt umkämpft werden die drei EM-Startplätze im Kugelstoßen undStabhochsprung sein. Dabei kann der Kölner Tim Lobinger, vor zweiJahren einziger deutscher Hallen-Europameister, entspannter antreten,nachdem er in Karlsruhe 5,78 m übersprungen hat. «Ich bin froh, dassich nicht nach Sindelfingen mit dem Druck fahren muss, die Norm zuschaffen.» Wegen Verletzungsproblemen will der EM-Dritte von 2002,Lars Börgeling, kurzfristig über einen Start entscheiden. Neben denbeiden haben Danny Ecker und Björn Otto die Norm schon erfüllt.
Im Kugelstoßen haben angeführt von Andreas Dittmar (20,34 m) sogarfünf Männer den EM-Richtwert übertroffen. Bei den Frauen führtüberraschend die bisher recht unbekannte Petra Lammert (20) vom VfBStuttgart die DLV-Ausscheidung vor der Olympia-Zweiten NadineKleinert und der Olympiasiegerin von 1996, Astrid Kumbernuss, an.Nach längerer Verletzungspause und viel Unruhe in der Doping-Affäreum ihren Trainer Thomas Springstein nimmt auch Grit Breuer wiederFahrt mit Richtung Weltmeisterschaft im August in Helsinki auf. DieHallen-Europameisterin von 1996 und 1998 hat für 200 und 400 mgemeldet. Hensel: «An der EM wird sie aber nicht teilnehmen.»
Bereits vor Hallen-Saisonbeginn haben sich prominente Athleten wieSina Schielke, Nils Schumann oder Ingo Schultz abgemeldet. «Es istbesser, sie kurieren ihre Verletzungen aus und sind danach richtigfit», sagte Hensel dazu.