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Leichtathletik Leichtathletik: Akteure bleiben in Startblöcken sitzen

Von Ralf Jarkowski und Ulrike John 07.07.2002, 15:28
Heike Drechsler
Heike Drechsler dpa

Bochum/dpa. - Mit einer ganzen Reihe von Sonderregelungen will derDeutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nun dafür sorgen, dass sich dieGastgeber in München zumindest zahlenmäßig nicht verstecken müssenund viele Routiniers den Sprung auf den EM-Zug noch schaffen.

«Wir haben in manchen Disziplinen aufgezeigt bekommen, wo wirstehen», meinte Rüdiger Nickel, der DLV-Vizepräsident Leistungssport,in einer ersten Bilanz der Titelkämpfe. «Die Glanzjahre 1998 und 1999sind in München nicht zu erreichen.» Bei der EM vor vier Jahren inBudapest hatten Nils Schumann, Heike Drechsler und Co. mit achtTiteln und 23 Medaillen als beste Nation geglänzt. Weitsprung-Olympiasiegerin Drechsler musste am Sonntag bis zum letzten Versuchzittern, ehe sie vor 18 000 Zuschauern mit der Siegweite von 6,64 mdie EM-Norm um vier Zentimeter übertraf.

Für die EM sieht es insgesamt mau aus, auch wenn Nickel vor derNominierung am Donnerstag prophezeite: «In München werden wirerfolgreicher sein, als viele denken.» Als Beispiel hatte derDLV-Leistungswächter dann aber nur die 400 m der Männer parat: Hiersorgte Vize-Weltmeister Ingo Schultz mit der europäischenJahresbestzeit von 44,97 Sekunden für den einzigen Paukenschlag, derauch international gehört werden dürfte. Damit rannte derViertelmeiler von der LG Olympia Dortmund in die Favoritenrolle fürdie EM vom 6. bis 11. August. «Ich spüre die Verantwortung, die ichals Hoffnungsträger der deutschen Leichtathletik habe», meinte der26-Jährige.

Schultz steht derzeit als einziger DLV-Athlet an der Spitze einereuropäischen Saisonbestenliste; Stabhochspringer Tim Lobinger(Frankfurt/Main) führt als Einziger mit 5,90 m dieWeltjahresbestenliste an, auch wenn er sich am Samstag mit 5,70 m undPlatz zwei hinter Lars Börgeling (Leverkusen/5,80 m) begnügen musste.«Für mich war das eine Katastrophe, dass ich die 5,90 m nichtauflegen konnte. Jetzt muss ich meine ganze Wettkampfplanung bis zurEM umstellen», sagte der zweimalige Hallen-Europameister.

Gleich zehn Mal wurden am Freitag und Samstag Vorkämpfe undQualifikationen einfach gestrichen. Mangels Masse. Nickel nennt denGenerationswechsel und viele Verletzte als Grund für die rückläufigenStarterzahlen. So konnte 400-m-Europameisterin Grit Breuer(Achillessehnenprobleme) im Einzelrennen nicht starten. «Ich bineigentlich ganz optimistisch und hoffe, dass ich in München dabeibin», meinte Breuer. Der fünfmalige Diskus-Weltmeister Lars Riedel,5000-m-Olympiasieger Dieter Baumann und Kugelstoßer Oliver-Sven Budersind erkrankt oder verletzt. Zudem schied 100-m-Meisterin SinaSchielke (Dortmund) im 200-m-Vorlauf am Sonntag mit einerOberschenkel-Blessur aus.

Die Ansprüche sind bescheiden(er) geworden. So feierten die Fansin der Lohrheide den 100-m-Meister Marc Blume (Wattenscheid) amFreitag für die EM-Normerfüllung in deutscher Jahresbestzeit (10,23)und am Samstag für seinen achten Titel (10,27). Für eine der wenigenpositiven Überraschungen sorgte auch Speerwerfer Raymond Hecht. Nurzweieinhalb Monate nach seiner Ellbogen-Operation schleuderte derMagdeburger das Gerät ausgezeichnete 87,23 m weit.