Lehmann ohne Zweifel: «Ich spiele die EM»
Palma de Mallorca/dpa. - Sein möglicher Wechsel zum VfB Stuttgart ist weiter in der Schwebe, an seiner Rolle als deutsche Nummer 1 bei der EM bestehen für Jens Lehmann dagegen überhaupt keine Zweifel.
Trotz der von Bundestrainer Joachim Löw geschürten Konkurrenz auch auf der Torwart-Position ist sich der 38-Jährige seiner Position sicher: «Natürlich werde ich spielen bei der Europameisterschaft, deshalb bin ich ja hier», erklärte Lehmann beim Medientag der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf Mallorca. Nach seiner nervenden Reservisten-Rolle bei Arsenal London habe er bei dem Turnier den besonderen Ehrgeiz zu beweisen, «dass ich nach wie vor gut bin», betonte Lehmann: «Das motiviert mich sehr.»
Ob die EM-Endrunde für den 38-Jährigen auch der Abschied aus der Nationalelf sein wird, ließ er ebenso offen wie ein mögliches Engagement in der kommenden Saison beim VfB Stuttgart. Allerdings vermittelte Lehmann den Eindruck, dass ein Wechsel zum VfB sehr wahrscheinlich scheint. Der schwäbische Bundesligist sei ein «sehr seriös geführter Verein», der «relativ attraktiven Fußball spielt», sagte Lehmann, der den VfB zuletzt «ein paar Mal gesehen hatte». Dort wäre auch ein guter Trainer. Und Manager Horst Heldt, den Lehmann «seit 20 Jahren kennt», mache ebenfalls einen guten Job. «Das sind alles Argumente, die dafür sprechen. Es kann schon sein», sagte Lehmann zur möglichen Rückkehr in die Bundesliga.
Weiter wollte der aus London scheidende Torwart, der im DFB-Team seit 621 Minuten unbezwungen ist und damit den deutschen Länderspiel- Rekord hält, nicht vorpreschen. «Das ist respektvoll gegenüber dem Verein», sagte Lehmann, der seinem neuen Club im Fall der Einigung das Statement überlassen will, und ergänzte: «Ich habe keinen Druck, dass ich mich jetzt entscheiden muss.» Allerdings wolle der 53-malige Nationalspieler bis zum zweiten EM-Testspiel nach Ende des Mallorca-Trainingscamps am 31. Mai in Gelsenkirchen gegen Serbien «Ruhe haben» und möglichst vorher seine sportliche Zukunft klären.
Zwar hielt Lehmann auch noch die Option aufrecht, dass er seine Karriere nach fünf Jahren beim FC Arsenal beenden könnte. Doch der Ehrgeiz scheint zu groß dafür. «Nach wie vor bin ich in der glücklichen Lage, dass ich fit bin und Spaß am Fußball habe», betonte Lehmann. Viele hätten ihn dazu ermuntert, «so lange zu spielen wie es geht». Der tägliche Reiz, «sich zu beweisen», treibt den «Oldie» auch jetzt in den Vorbereitungs-Tagen vor seinem zweiten Turnier als Nummer 1 der DFB-Elf. Bei den WM-Turnieren 1998 und 2002 sowie den EM-Endrunden 2000 und 2004 war er zwar dabei, aber nicht zum Einsatz gekommen.
Die EM 2008 dürfte für Lehmann zum Abschied aus dem DFB-Team werden, für das er am 18. Februar 1998 in Maskat gegen Oman (2:0) debütiert hatte. Zwar wollte er sich 16 Tage vor dem ersten Turnierspiel gegen Polen verständlicherweise nicht festlegen: «Was nach der EM ist, weiß ich nicht.» Doch natürlich ist sich Lehmann auch seines Alters und der nachrückenden Konkurrenz um «Kronprinz» René Adler bewusst. «Es wäre vermessen zu sagen, ich habe die WM 2010 noch als Ziel», sagte Lehmann, der sich ganz auf seine EM-Aufgabe konzentrieren will. Schmunzelnd fügte er an: «Vielleicht spiele ich ohne Verein noch in der Nationalmannschaft. Geht so was?»