Langlauf Langlauf: Tobias Angerer läuft auf Daehlies Spuren
Oberstdorf/dpa. - Damals gewann Daehlie sieben Rennen, einschließlich zweier zum Weltcup zählenden WM-Disziplinen. Nach seinem Sieg in der Doppelverfolgung in Oberstdorf steht der Bayer nun bei fünf Saisonerfolgen. Und ein Ende der Angerer Festspiele scheint derzeit nicht abzusehen.
«Der kann im Moment machen, was er will, er gewinnt. Er hat sich durch die Erfolge ein derartig großes Selbstbewusstsein geschaffen, dass ihm alles gelingt. Einzelstarts, Massenstarts, Verfolgungsrennen - egal in welcher Technik, Tobi ist kaum zu schlagen. Wenn ich sein Kontrahent wäre, würde ich schon langsam resignieren», beschreibt Bundestrainer Jochen Behle die Situation um den Newcomer der Saison. Angerer selbst wird die Sache langsam unheimlich. «Ich weiß auch nicht, wie ich es erklären soll», sagt der 28-Jährige, der vor der Saison einen Weltcup-Sieg zu Buche stehen hatte.
Eine Ursache für den kometenhaften Aufstieg, der von außerhalb argwöhnisch beobachtet wird, war Angerers Wechsel nach Oberhof in die wohl stärkste Trainingsgruppe der Welt. Der bis dato Einzelkämpfer wurde mit völlig neuen Methoden konfrontiert, lernte sich im Team durchzusetzen und erhielt Selbstvertrauen auch dadurch, dass er sich in Wettkampfsimulationen gegen die Teichmann, Filbrich und Schlütter nicht nur behaupten, sondern auch durchsetzen konnte. «In Oberhof wurden noch ein bis zwei Prozent mehr Leistung aus mir herausgekitzelt», meint der Liebhaber harter Musik.
Auf den Boden der Tatsachen geholt wird Angerer immer wieder daheim in Traunstein. «Die Familie ist mir sehr wichtig. Da kann ich abschalten, sie hält mir den Rücken frei. Ich brauche schon meine bayerische Heimat», erzählt der Olympia-Mitfavorit. In Turin will er die Früchte der harten Saisonvorbereitung ernten. «Olympia war das große Ziel. Es konnte keiner ahnen, dass es im Weltcup schon so gut läuft. Aber in Turin fängt alles bei Null an. Da brauchst du einen Tag, an dem alles passt. Erzwingen kann man dort nichts und von selbst geht es auch nicht.»