Langjährige Haftstrafe für O.J. Simpson
Las Vegas/New York/dpa. - Auf Luxus wird O.J. Simpson erst mal verzichten müssen. Statt die Weite von Floridas Golfplätzen zu genießen, sitzt er jetzt in einer engen Zelle in der Wüste von Nevada.
Mindestens neun Jahre muss der 61-jährige frühere US-Footballstar wegen eines bewaffneten Raubüberfalls hinter Gitter. Die Höchststrafen, die Richterin Jackie Glass am Freitag (Ortszeit) in Las Vegas für alle zwölf Anklagepunkte verlas, addieren sich sogar auf 33 Jahre.
O.J. Simpson erschien vor Gericht bei seinem letzten öffentlichen Auftritt für lange Zeit sehr weinerlich. In blauer Anstaltskleidung, an Händen und Füßen gefesselt, entschuldigte er sich stammelnd für seine Tat vor einem Jahr. Damals war er mit fünf Komplizen in ein Hotelzimmer in Las Vegas eingedrungen und hatte zwei Fanartikelsammler mit Waffengewalt gezwungen, ihm mehrere persönliche Erinnerungsstücke auszuhändigen. «Es tut mir leid. Ich wollte nicht das Zeug von irgendjemand anderem haben, nur das holen, was mir gehört. Ich wollte niemandem wehtun», sagte der Football-Star der 70er Jahre. Die Fotos und andere Gegenstände seien ihm vor Jahren gestohlen worden, machte er geltend.
Im Gegensatz zu dem Medienspektakel vor 13 Jahren, als Simpson wegen des Doppelmords an seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freund Ronald Goldman angeklagt und freigesprochen worden war, sorgte dieser Prozess für weniger Aufregung. Fred Goldman, der Vater von Ronald Goldman, saß während der Urteilsverkündigung im Gerichtssaal. «Es gibt keinen Abschluss. Ron wird immer tot sein. Was wir haben ist die Befriedigung, dass dieses Monster jetzt dort ist, wo es hingehört - hinter Gitter», sagte er hinterher.
Denise Brown, die Schwester von Nicole Brown Simpson, ließ nach dem Urteil nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN eine Erklärung verbreiten, in der sie die beiden Kinder des Paares, Sydney Brooke (23) und Justin Ryan (20), bedauerte, weil sie erneut ein Elternteil verloren haben. Für den Ex-Mann ihrer Schwester hatte sie jedoch kein gutes Wort. «Reichtum, Macht und Kontrolle haben ihn so verzehrt, dass er am 12. Juni 1994 eine entsetzliche Entscheidung getroffen hat, die ihn dahin gebracht hat, wo er heute ist», schrieb sie.
Richterin Jackie Glass wollte jedoch keinen Zusammenhang zwischen den Fällen gelten lassen. Sie hatte bei ihrer Urteilsverkündigung mit deutlichen Worten klar gestellt, dass der jüngste Simpson-Prozess nichts mit dem umstrittenen Freispruch von 1995 zu tun habe. «Als Richterin habe ich Respekt vor dem Rechtssystem. Ich will keine Vergeltung oder Heimzahlung. Ich will, dass das allen klar ist», sagte sie.
Simpsons Anwalt, Yale Galanter, zeigte sich über das Urteil der für Strenge bekannten Richterin Glass erleichtert. «Es hätte sehr viel schlimmer kommen können (...). Natürlich ist er aufgebracht angesichts der Aussicht, neun Jahre im Gefängnis zu verbringen, aber er ist auch sehr erleichtert, dass er nicht lebenslänglich bekommen hat», sagte er laut «New York Times» in einer Pressekonferenz.
Die Anwälte haben Berufung angekündigt. In der Zeit kann Simpson auch nicht auf Kaution freikommen. Wegen guter Führung kann er laut «Los Angeles Times» frühestens 2017 einen Antrag auf Entlassung stellen. Bei seinen Mitinsassen machte sich Simpson während der Untersuchungshaft jedenfalls bereits beliebt. Er kaufte ihnen von seinem eigenen Taschengeld Süßigkeiten, berichtete sein Anwalt.