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Kunst Kunst: Zu Wotan am Weg der Mythen

Von SIGRID DILLGE 04.06.2009, 16:13

Halle/MZ. - Frank Müller, Vorsitzender des Vereins "Für Thale", gibt unumwunden zu: "Wir hätten nicht gedacht, dass so viele ein Hufeisen haben wollen." Die Hufeisen verbinden die Figuren des Mythenwegs und sollen die Gäste in die Innenstadt lenken. Mit diesem Ziel, die Innenstadt zu beleben, war der Verein 2004 angetreten. Ein Hufeisen kostet 35 Euro, die für weitere Projekte von "Für Thale" genutzt werden. 30 Schriftzeichen können eingraviert werden. Erst sollte alle 20 Meter ein Hufeisen gesetzt werden, doch inzwischen sind es weniger als fünf Meter.

Sieben Kunstobjekte und ein großflächiges Gemälde zieren bereits den durch die Hufeisen verbundenen Mythenweg. Zwölf Kunstwerke im öffentlichen Raum soll es einmal geben. Alle Objekte sind aus der germanischen Götterwelt entlehnt. Gottvater Wotan krönt jetzt nicht mehr nur die Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz, sondern ziert gemeinsam mit seinen beiden Raben Hugin und Munin den Platz vor dem Rathaus. Sleipnir, das achtfüßige Schlachtross, steht im Kurpark, wo auch die Nornen, die Schicksalsgöttinnen, zu sehen sind.

Die Midgardschlange, der Neiddrache Nidhögg, der Lichtgott Heimdall und Draupnir, der Zauberring Wotans, sind ebenso wie das Wandgemälde "Walpurgisnacht und Götterdämmerung" Stationen auf dem Mythenweg. Verschiedene Künstler hatten daran gearbeitet, die unterschiedlichsten Materialien fanden Verwendung. Wotan ist eine kompakte Bronze-Statue, Sleipnir ein vier Meter hohes Drahtgestell, die Midgardschlange aus Baumstämmen und Heimdall aus Kalkstein.

"Wir wollen den Mythos der Berge in die Stadt herunterziehen", umschreibt Harald Watzek, geistiger Vater des Mythen-Weges. Denn wer bisher auf den Spuren von Wotan & Co. wandeln wollte, konnte das nur über den Dächern der Stadt - auf Hexentanzplatz oder Roßtrappe, jenen Felsen, die den heidnischen Vorfahren einst als Kultstätte dienten. Jetzt werden Führungen auch in der Stadt angeboten.

Im Frühjahr trafen sich Künstler, die für den Thalenser Mythenweg eine einzigartige Plastik schaffen wollen - eine lebensgroße Darstellung des 804 verstorbenen Harzgau-Grafen Hessi, dessen Tochter Gisla das einstige Kloster Wendhusen stiftete, in dem Hessis Enkeltochter Bilihilt als erste Äbtissin fungierte. Mit der Hessi-Figur werde "ein Bogen gespannt von den heidnischen Kultstätten des Bodetals bis zu dem Ort, an dem die Christianisierung begann", so Thales Tourismus-Chefin Evelyn Kunz. Die Hessi-Skulptur, die in Stein oder Bronze entsteht und von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung sowie der Harzsparkasse finanziert wird, soll nahe beim Kloster aufgestellt werden. Damit gewinnt das vernachlässigte Areal, das Jahrhunderte der erste Platz im öffentlichen Leben der Gemeinde war, wieder an Attraktivität.

Weitere Ideen für den Mythenweg sind Figuren von Freya, der Fruchtbarkeitsgöttin, vom schmiedenden Zwerg, dem Wasserriesen oder dem Liebling aller Götter, Balder mit dem Fohlen. Bis zu ihrer Umsetzung werden sicher noch mehr Gehwege als jetzt in Thale mit den glücksbringenden Hufeisen gepflastert sein.