Krankenhaus Krankenhaus: «Woche» als Hilfe auf dem Weg ins Leben
Aschersleben/MZ. - Nachmittägliche Stille auf der Wochenstation. Besuchszeit. Keiner der Winzlinge, die erst vor Stunden oder Tagen in das Licht des Kreißsaales hineingeboren wurden, rührt sich. Kein Hunger, kein Unwohlsein, die Babys scheinen bestens versorgt. Die meisten Frauen haben Besuch. Die leisen Gespräche am Wochenbett drehen sich fast ausschließlich um das Wunder, das neues Leben heißt. Und das sich jetzt in seinem "gläsernen" Bettchen von den Strapazen seiner abenteuerlichen Reise erholt.
Obwohl es ein freundliches Zimmer gibt, in dem sich Kinderschwestern rund um die Uhr um die Kleinen kümmern, holen sich die Frauen ihre Lieblinge oft und gern ans Bett. Das dürfen sie, wann immer sie wollen, sie füttern und windeln die Kleinen meistens selbst auf dem in jedem Zimmer bereitstehenden Wickeltisch. Doch auch Mütter, die sich noch nicht gut fühlen und lieber ausruhen wollen, wissen ihr Baby gut aufgehoben. Die Zeiten, als die Väter ihre Neugeborenen zu genau festgelegten Zeiten nur durch eine Fensterscheibe bewundern durften, als die Wöchnerin ihr Kind nur zum Stillen aufs Zimmer bekam, sind lange vorbei. Mehr als 90 Prozent aller Frauen, die ihr Kind in Aschersleben zur Welt bringen, wollen stillen. Sie wissen, dass Muttermilch auch von der modernsten Ersatznahrung nicht geschlagen werden kann. In dieser Auffassung werden sie bestärkt von Ärzten, Kinderschwestern und Hebammen. Hier greift das so genannte integrative Wochenkonzept. Was nichts anderes heißen will, als dass sich die Schwangere, Gebärende oder junge Mutter mit jeder Frage an jeden wenden kann: an Ärzte, Hebammen, Kinderschwestern oder an die Schwestern auf der Wochenstation.
Egal, ob sie nun Fragen zur Geburtsvorbereitung, zur Entbindung selbst, zur Kinderpflege oder zum Stillen hat. "Das Problem beim Stillen ist", weiß Chefarzt Dr. Günther Hasslbauer, "dass die Frauen im Normalfall nur vier Tage bei uns sind. Die Milchproduktion kommt danach erst so recht in Gang." Damit es dann keine Probleme gibt, bemühen sich Ärzte und Schwestern, die Frauen schon auf der Wochenstation richtig anzuleiten und auf eventuelle "Hindernisse" wie Schmerzen beim Einschießen der Milch vorzubereiten. Damit sich die Mütter auch nach Verlassen der Klinik nicht allein gelassen fühlen, wird ihnen eine Hebamme zur Nachsorge empfohlen. Diese achtet nicht nur auf die Rückbildung der Gebärmutter, sondern hilft auch, wenn es Stillprobleme geben sollte. "Das ist keine Kontrolle, sondern eine Hilfe für die Frauen, die das gern möchten", betont Oberärztin Silvia Schrader. Wer längerfristig Hilfe und Kontakt zu anderen Müttern sucht, der kann sich einer kürzlich in Aschersleben gegründeten Stillgruppe anschließen. Gleich nach der Entbindung legen die Hebammen das Neugeborene an die Brust der Mutter.
Denn beim Stillen geht es nicht nur um pure Nahrungsaufnahme, sondern auch um eine Mutter-Kind-Beziehung, wie sie enger kaum sein kann. Wie viel Wert dem Stillen von ärztlicher Seite beigemessen wird, erfahren Schwangere schon in den Kursen zur Geburtsvorbereitung. Gern schauen sich die Frauen auf ihrer Info-Tour den Kreißsaal, die Wochenstation und das kuschelig eingerichtete Stillzimmer an. Fast wie im Wohnzimmer sieht es hier aus. Gern ziehen sich die Frauen hierher zurück - mit leiser Musik im Hintergrund, die Kinderschwester immer in Rufweite, falls es noch nicht so recht klappt mit dem Anlegen oder das Baby nicht trinken will. Die meisten der Frauen, die nach vier oder ein paar Tagen mehr nach Hause entlassen werden, behalten die Wochenstation in guter Erinnerung. Die vielen Fotos, Karten und Briefe an der Pinnwand zeugen davon. Ein Zeichen dafür, dass die jungen Mütter trotz des stressigen Alltags zuvorkommende Ärzte und Schwestern auch später noch zu schätzen wissen. "Danke", "nette Betreuung" und "liebevoll" sind die weitaus häufigsten Anmerkungen an der Dankes-Wand.