Korruption in Italien Korruption in Italien: Ex-Manager von Juventus Turin weint beim Polizeiverhör

Rom/dpa. - Gleichzeitig sagte Moggi jedoch: «Ich bin unschuldig». Die Vorwürfe im Skandal weiteten sich unterdessen auf die jüngste Saison aus.
«Elf Meisterschaftsspiele stehen unter Manipulationsverdacht»,schrieb die La Gazzetta dello Sport am Dienstag. Außerdem wurde nebenTorwart Gianluigi Buffon mit Udineses Stürmer Vincenzo Iaquinta einzweiter Nationalspieler vor der Weltmeisterschaft in Deutschland inden Wettskandal hineingezogen.
In Italien gebe es keine «Fußball-Mafia» und auch kein «SystemMoggi», sagte der 68-Jährige Moggi den Staatsanwälten. Deren Bild voneiner systematisch zu Gunsten von Rekordmeister Juventus Turinmanipulierten Liga wird allerdings immer klarer: «Wir Schiedsrichtersind die Untertanen der Juve-Macht», gab Schiedsrichter Paparesta zu.Über den Sport hinaus soll Moggis Einfluss bis in dieStaatsanwaltschaft, Steuerfahndung und Polizei sowie zum ehemaligenInnenminister Giuseppe Pisanu und Wirtschaftsminister DomenicoSiniscalco gereicht haben.
Als mutmaßlichem Drahtzieher werden Moggi mittlerweile fünfStraftaten vorgeworfen: Gründung einer kriminellen Vereinigung,Sportbetrug, Veruntreuung, Nötigung und Freiheitsberaubung. AmDienstag verhörte die Justiz AC Mailands Vize-Präsident und Liga-ChefAdriano Galliani, Milan-Trainer Carlo Ancelotti, Inter MailandsTrainer Roberto Mancini und Ex-Starschiedsrichter Pierluigi Collinaals Zeugen.
Einen Ausweg scheint Moggi selbst nicht mehr zu sehen. Alle Ämterhat er aufgegeben und der Justiz anscheinend seine Mitarbeit bei derAufklärung angeboten. «Wir kollaborieren, aber lasst meinen Sohn inRuhe. Er hat nichts mit der Sache zu tun», sagte er derStaatsanwaltschaft. Gegen Alessandro Moggi und dessenSpielervermittlung GEA ermittelt die Staatsanwaltschaft Rom.
Der einst schier allmächtige «Big Luciano» gibt nur noch ein Bilddes Elends ab und Juve zittert. Trotz des 29. Titelgewinns stürztedie Aktie des von Titelaberkennung und Zwangsabstieg bedrohtenRekordmeisters an der Mailänder Börse am Montag um 14 Prozent ab.
Nationaltrainer Marcelli Lippi versucht, seine «Azzurri» vor derWM in Deutschland aus dem Skandal herauszuhalten. «Ich bin von Mogginie unter Druck gesetzt worden», bestritt der Ex-Juve-Trainer MoggisEinflussnahme auf seine Nominierungen. Auch Torwart Buffon konntebislang glaubhaft machen, dass er nie illegal gewettet habe. DieStaatsanwaltschaft Turin ermittelt dennoch gegen ihn. Und nunermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft Udine gegenNationalstürmer Iaquinta und 13 weitere Fußballer wegen unerlaubterWetten. Die Nationalelf rutscht damit wieder tiefer in den Skandal.
Im Inneren des Fußballverbands soll den Skandal Guido Rossiaufklären. In Absprache mit der Regierung übernahm der Jura-Professoranstelle des vielfach geforderten Gianni Rivera am Dienstag diekommissarische Leitung des FIGC. «Eine schwere Aufgabe», sagte Rossi.