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Kommentar zu DDR-Zwangsarbeit Kommentar zu DDR-Zwangsarbeit: Ein vorbildlicher Schritt der Bahn

Von Thorsten Knuf 30.11.2014, 14:40
Rüdiger Grube, der Chef der Deutschen Bahn, hat ehemalige Reichsbahn-Zwangsarbeiter offiziell um Entschuldigung gebeten.
Rüdiger Grube, der Chef der Deutschen Bahn, hat ehemalige Reichsbahn-Zwangsarbeiter offiziell um Entschuldigung gebeten. rtr Lizenz

Es ist eine Geste, auf die viele ehemalige politische Gefangene der DDR gewartet haben. Rüdiger Grube, der Chef der Deutschen Bahn, hat ehemalige Reichsbahn-Zwangsarbeiter offiziell um Entschuldigung gebeten. Es sei offensichtlich, dass Unrecht geschehen sei, sagte der Vorstandsvorsitzende. Das Unternehmen gab bei Historikern auch eine Studie in Auftrag, die das Ausmaß der Zwangsarbeit untersuchen soll. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten in der DDR über Jahrzehnte hinweg jedes Jahr mehr als 1.200 Häftlinge bei der Reichsbahn gegen ihren Willen Schwerstarbeit verrichten müssten – im Gleisbau, bei der Demontage alter Schienen oder der Verschrottung von Waggons.

Der Schritt der DB verdient großen Respekt. Das gilt umso mehr, als sie sich selbst gar nicht als Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn betrachtet. Anders als der bundeseigene Konzern stellen sich viele Unternehmen bis heute nicht ihrer historischen Verantwortung. Sie waren direkt oder indirekt in das System der DDR-Zwangsarbeit verwickelt, wollen davon aus Angst vor Entschädigungsforderungen aber nichts wissen. Das gilt auch für etliche Firmen aus dem Westen, die in der Vergangenheit umfangreiche Geschäftsbeziehungen zu ostdeutschen Betrieben unterhielten.

Ein erster Schritt zu mehr Gerechtigkeit wäre, dass die Unternehmen systematisch ihre eigene Geschichte aufarbeiten. Doch auch die Politik ist gefordert: Sie sollte darüber nachdenken, einen Entschädigungsfonds für Härtefälle einzurichten – in den auch die Wirtschaft einzuzahlen hätte. Im Fall der NS-Zwangsarbeiter hatte es 50 Jahre gedauert, bis sich die Bundesrepublik zu einer symbolischen Entschädigung durchrang. So lange sollte man im Fall der DDR-Zwangsarbeiter nicht warten.--