Kloster Sittichenbach Kloster Sittichenbach: Tief unter der Wiese einen Kanal entdeckt
Sittichenbach/MZ. - Wer heute nach Sittichenbach kommt, findet kaum noch etwas, was auf die Grabung hindeutet.
Aber dort, wo auf der Wiese ein Stück Rasen fehlt und dunkles Erdreich zum Vorschein kommt, sind die Studenten der Martin-Luther-Universität in der Tiefe fündig geworden. Die Auswertung wird jetzt noch eine Weile in Anspruch nehmen. Grabungsleiter Koiki zeigte sich jedoch angetan von den Ergebnissen. Immerhin ist er mit seinen Helfern auf Grundmauern gestoßen, die auf Innenräume hinweisen. Nach derzeitigen Erkenntnissen handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um Anbauten des Klosters. Darüber hinaus stießen die Ausgräber auf einen Wasserkanal aus dem späten 15. Jahrhundert. Doch was den Grundriss der mittelalterlichen Klosteranlage betrifft, muss der Wissenschaftler nach wie vor passen. "Den Grundriss können wir nicht rekonstruieren", sagte Koiki, der freilich von der Lehrgrabung auch nichts anderes erwartet hatte. "In vier Wochen schafft man das nicht", meinte er.
Vielleicht wäre man ein gutes Stück weiter gekommen, wenn die Mauerreste nicht so tief liegen würden. Die Dinge, für die sich die Archäologen interessieren, befinden sich zumeist in einer Tiefe von mehr als drei Metern. Da musste ein Bagger zu Hilfe genommen werden. Die erste Woche des auf vier Wochen befristeten Einsatzes wurde nur gebaggert, allerdings nur 1,5 Meter tief. Der Rest musste dann mittels Muskelkraft gegraben werden. Doch beschwert hat sich deswegen keiner. Im Gegenteil. Udo Vollmer aus Thale, der Kunstgeschichte und Archäologie studiert, bezeichnete das Praktikum als eine wichtige Erfahrung. Und der Hallenser Nick Schöne, der schon das zweite Mal mit Schaufel und anderen Werkzeugen vor Ort im Einsatz war, sprach von einem interessanten Einblick.
Die eigentliche Grabung hat 14 Tage in Anspruch genommen. Es war die dritte seit dem Jahr 1998. Und ob eine weitere folgen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Doch nach dem, was bislang ans Tageslicht gekommen ist, werden die Reste des Kreuzgangs westlich der Kirche erwartet, etwa dort, wo sich hinter einem Garten ein Wohnhaus erhebt, an dem Konsolen zu erkennen sind, die wohl aus der Klosterzeit stammen. Dass sich hier der Kreuzgang befand, ist für Koiki ziemlich sicher. Aber wie weit dieser Teil des Klosters nach Osten und Süden reichte, vermag derzeit noch keiner zu sagen. "Mein Traum wäre es, einmal in den Gärten zu graben, weil da mit Sicherheit die Klausur liegt", gab der Archäologe einen heimlichen Wunsch preis. Im selben Atemzug fügte er hinzu, dass es keine Absicht zu einer solchen Grabung gibt. Aber davon zu träumen, ist ja auch ganz schön.