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Klaus Bittermann Klaus Bittermann: Brachiale Dauer-Aufklärung

Von Gero Hirschelmann 13.02.2002, 12:26

Halle/MZ. - Diese willkürliche Auswahl (es hätte auchum beispielsweise Fußballspieler gehen können)zeigt: Klaus Bittermann lässt in seinen Einlassungennur die aus, die nicht dumm, dreist und andersunausstehlich sind - also kaum jemanden. Oderum mit Wiglaf Droste, einem guten Freund desBerliner Verlegers (der Edition Tiamat) undSchriftstellers, zu sprechen: "Die andereWange jesusmässig hinhalten ist Quatsch mitSoße. In seine Feinde soll man Löcher machen,und zwar große".

"Seit mehr als dreißig Jahren schreibt KlausBittermann im Dienste der Aufklärung", versprichtder Klappentext seines neuen Buches "Nochalle Schweine im Rennen?" dann auch. Dabeihat er in viele Feinde große Löcher gemacht.Legendär geworden sind das im vergangenenJahr letztmals erschiene Lach-, Unsach- undJahrbuch "Warum sachlich, wenn's auch persönlichgeht", ein "Who is Who peinlicher Personen",sowie das "Wörterbuch des Gutmenschen", indem Bittermann und Kollegen "Betroffenheitsjargonund Gesinnungskitsch" desavouierten: "DenFinger in die Wunde legen - Stammesritual,das häufig auf Symposien evangelischer Akademienzu beobachten ist".

Aufsatz um Aufsatz nimmt sich der Berlinerin einer Art Dauer-Aufklärung also all derjenigenan, die sich seiner Meinung nach öffentlichin ihrer Wichtigkeit spreizen und doch oftnur heiße Luft in weichen Birnen bewegen.Blitzgescheit, manchmal sogar brillant hältBittermann auch in "Noch alle Schweine imRennen?" nicht die Wange, sondern die Schulterhin, um Selbstdarsteller und Dummschwätzerauflaufen zu lassen.

Notorische Kandidaten wie Ulrich Wickert ("Laienpredigerund Ethikonkel") polemisch abzuservieren istdabei für den 1952 geborenen Bittermann ehereine Fingerübung und für den Leser kaum wirklicherhellend, wenn auch sehr lustig.

Spannend wird es, wenn der erklärte Aufklärungsfacharbeiternicht ausschließlich seinen nachvollziehbarenAversionen freien Lauf lässt, sondern zielgenauam Meinungs-Mainstream vorbei debattiert.Schon die von ihm herausgegebenen Sammlungen"Serbien muss sterbien" und "Wie Dr. JosephFischer lernte, die Bombe zu lieben" warenvon erhellender Eindringlichkeit - Deutschlandmacht einen Krieg mit und keiner findet esschlimm. Und auch jetzt zieht Bittermann wiederins Feld, so gegen die Mythisierung der Offiziersrevoltevom 20. Juli 1944 als Aufstand des "anderenDeutschlands".

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