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Kirschernte Kirschernte: Süßkirschen pflücken ist ein saures Geschäft

Von Michael Deutsch 02.07.2001, 14:02

Gatterstädt/MZ. - Einer sti(e)lsicheren Arbeit wird gerade in Gatterstädt nachgegangen. Dort hat nämlich die alljährliche Kirschenernte der Agrargenossenschaft Querfurt begonnen. Und wer nun bezahltermaßen Süßkirschen ernten will, muss darauf achten, dass der Stiel an der Kirsche verbleibt. Denn ohne Stiel kein "Moos". Warum das nun mit dem Stiel so wichtig ist, erklärt Obstbaumeister Ronald Andraschek: "Wenn die Stiele fehlen, dringt später bei der Lagerung der Fruchtsaft durch den Druck übereinander liegender Kirschen aus der gerissenen Öffnung heraus. Die Masse wird klebrig und schnell faulig." So muss jeder der 50 gemeldeten Erntehelfer neben dem Ernten zugleich auch aussortieren. Denn nur für einwandfreie Ware wird im Anschluss bezahlt.

Wie andernorts auch, ist die Gatterstädter Plantage fest in ausländischer Hand. Speziell polnische Saisonarbeiter versehen hier die Pflückarbeit, bei der je nach Kirschsorte rund eine Mark pro Kilogramm zu holen ist. Ein schwacher Lohn für schwere Arbeit - doch mehr sei an Bezahlung nunmal nicht drin, gesteht Andraschek und offenbarte: "Der ausgereichte Pflückerlohn mache schon 50 Prozent der gesamten Ernteerlöse aus." Eine kleine Minderheit von Ferienschülern ist auch vor Ort. Das Taschengeld sollte wohl aufgebessert werden "Doch bei dieser Bezahlung lohnt sich die ganze Anfahrt nicht", erkennt Philipp Demuth, der zusammen mit seinen Klassenkameraden aus Mücheln angereist ist.

Vorerst werden die Zelte sowieso gleich wieder abgebrochen. Zu viele Kirschen der Sorte "Knauffs Schwarze" sind einfach noch zu hell. Man will abwarten. "Das schlechte Juniwetter hat die Reife insgesamt verzögert", gesteht der Obstbauer. Mit dem Wetter war halt nicht gut Kirschen essen. Erst in ein bis zwei Wochen folge die spätere Reifegruppe, deutet Andraschek in die Baumkronen. Gewöhnlich reiften dann all diese Nachkömmlinge auf einen Schlag nach, so dass die eigentliche Abernte noch bevor stehe. Die bisher geschätzte Erntemasse von rund 80 Tonnen, die zum größten Teil an die Absatzgenossenschaft Saale-Obst nach Schochwitz gehen, sei dann auf alle Fälle realistisch.