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Kenia Kenia: Jägerlatein in der Savanne

Von Thomas Burmeister 15.07.2004, 14:15

Halle/MZ. - Warum auch nicht? Spaß soll eine Safari schließlich auch machen. Erstaunlich ist nur, dass recht wenige Kenia-Touristen sich diesen Spaß gönnen. Safariführer Mark Ross kann darüber nur den Kopf schütteln. "Von den rund 500 000 Touristen, die jedes Jahr nach Kenia kommen, fahren drei Viertel schnurstracks in die Hotels an der Küste des Indischen Ozeans und rühren sich nicht mehr vom Fleck." Sicher, die Palmen gesäumten Strände seien herrlich. Aber mit dem eigentlichen Ostafrika habe das nicht viel zu tun, meint Ross: "Das findet man weiter weg, im Busch."

Seine Erfahrungen hat der Amerikaner, der seit mehr als zwanzig Jahren Pirschfahrten auf den Spuren von Wildtieren leitet, in seinem Buch "Afrika - Das letzte Abenteuer" verarbeitet. Eine wunderbare Lektüre für Kenia-Reisen. Allerdings sind Edelsafaris, wie Ross sie bietet, nur etwas für Betuchte, die problemlos 20 000 Euro dafür hinblättern können.

Doch es gibt auch weit unterhalb dieses Preisniveaus Alternativen zu den Sonnenbrüter-Anlagen am Strand, wo man außer mit dem Personal kaum jemals mit Afrika in Berührung kommt. Der Anfang ist schon mit einer Kurztour in einen Nationalpark gemacht, wie sie auch die meisten Strandhotels anbieten. Für viele Touristen sind solche Kleinbus-Touren die einzige Möglichkeit, um wenigstens eine oberflächliche Vorstellung vom wahren Afrika zu bekommen. Doch im Vergleich zu einer individuell organisierten Reise im "eigenen" Geländewagen wirken sie wie Schnupperkurse. Ob der Turkana-See im Norden, der schneebedeckte Mount Kenya, der Große Afrikanische Grabenbruch, der als Wiege der Menschheit gilt, oder die tierreichen Nationalparks wie Amboseli und Tsavo am Fuße des Kilimandscharo: Um die Schönheiten des Landes nachhaltig zu erleben, sollte man sich mehr Zeit nehmen . Nicht nur erfahrene Globetrotter können das Land als Selbstfahrer im Mietwagen erkunden. "Wir haben überall freundliche und hilfsbereite Leute angetroffen", sagt der Berliner Alex, der mit Freunden zum ersten Mal in Afrika war und tausende Kilometer im Miet-Jeep zurückgelegt hat. Bei einer Pirschtour auf den Spuren wilder Tiere - sei es im Auto oder wie in manchen Nationalparks sogar zu Fuß - geht nichts über einen gut geschulten Führer. Solche "Kenia à la carte"-Reisen werden von einer Reihe kleinerer, oft deutschsprachiger Unternehmen vor Ort organisiert.

Auf die Erholung am Strand muss dabei niemand verzichten. "Wir kombinieren auf Wunsch das Sonnenbad mit Pirschfahrten, Bergsteigen, Flug- und Ballonsafaris, Hochseeangeln, Forellenfischen, Buschwanderungen und sogar mit Kochkursen", sagt Gabriele Nowak, die junge Chefin von Sunworld Safari. In ihrem Büro in der Hauptstadt Nairobi knistert rund um die Uhr ein Hochfrequenzfunkgerät, unterbrochen von gelegentlichen Durchsagen. "Wir haben selbst in den entlegensten Ecken ständig Kontakt zu unseren Safaribegleitern und Reisenden." Alle Fahrer sind speziell geschult. Eine Sunworld-Spezialreise heißt "Frei geboren" nach dem Oscar-gekrönten Film über den Löwenforscher George Adamson. Höhepunkt dieser 14-Tage-Tour ist der Aufenthalt im Samburu-Schutzgebiet, wo Adamson einst lebte und forschte. Sachkundige Begleiterin ist Inge Ledertheil, die Adamson einst als Assistentin zur Seite stand - bis er von Wilderern ermordet wurde.

Zu den Landeskennern gehört Hans Blaser. Der Schweizer unterhält in Mombasa das Familienunternehmen KEDEV Autovermietung. Außerdem vermietet er Ferienwohnungen, organisiert Safaris und betreibt eine Zelt-Lodge. Genau wie andere Kenia-Kenner ärgert sich Blaser über Kenias Image als leicht herunter gekommenes Massentourismus-Land. "Kenia hat erheblich mehr zu bieten, als All-Inclusive-Reisen zum Last-Minute-Preis", sagt er. "Leider ist da im staatlichen Tourismusmarketing viel versäumt worden."