Katja Dieckow Katja Dieckow: Der Name springt mit

London/Halle (Saale)/MZ. - Dennoch keine Selbstvorwürfe. "Ich hatte ein tolles Halbfinale", sagte die 27-Jährige. "Jeden meiner Sprünge habe ich gerade ins Wasser gesetzt." Und nach einer Denkpause fügte sie mit einer Stimme, die keinen Zweifel an ihrer Aussage zuließ, an: "Wirklich. Ich hätte es nicht besser machen können."
Ein gutes Gefühl hatte sie danach. Und doch war es trügerisch. Denn am Ende fehlten der zweimaligen EM-Dritten 2,2 Punkte, um sich im Endkampf mit den ganz Großen messen zu dürfen. 312,50 Punkte standen für sie im Wettkampfprotokoll, das war Platz 16.
Die Punktzahl an sich monierte die erfahrene Athletin auch gar nicht. Die ist so schlecht nicht. Dieckow: "Mit 315 erreicht man eigentlich fast immer ein Finale." Dennoch haderte sie mit den Kampfrichtern. "Die wollten nicht so richtig mitziehen." Warum sie bei ihr den einen oder anderen Punkt zurückhielten - "keine Ahnung", sagte Dieckow und zuckte mit den Schultern. Zwar haben einige der Top-Springerinnen Serien in petto, deren Schwierigkeitsgrad ein wenig höher als der ihre sei, doch das mache in der "Endabrechnung nicht allzu viel aus".
Nun gehört Katja Dieckow nicht zu den Sportlern, die während des Wettkampfes darauf achten, was die Konkurrenz vorlegt. Doch im letzten Durchgang, als für sie bereits alles vorbei war, ist ihr etwas bitter aufgestoßen. "Eine Chinesin hat ihren letzten Sprung überzogen und dafür immer noch hohe Wertungen von 7,5 bekommen. Ich bin mir sicher, dass ich dafür nicht mehr als eine 5,5 gesehen hätte."
Ein Phänomen, das so neu nicht ist. Der Name springt in ihrer Sportart mit. Bei Athleten, die sich im Laufe der Jahre mit Top-Platzierungen und internationalen Titeln einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeitet haben, drücken Unparteiische bei Fehlern offenbar gern mal ein Auge zu. Und es waren alles bekannte Gesichter, die sich vor Dieckow platziert hatten. Athletinnen, die schon bei den letzten EM und WM gut waren.
Ob und, wenn ja, wie es für Katja Dieckow nun weitergeht, weiß die diplomierte Biologin noch nicht. "Hier bin ich noch nicht zum Nachdenken gekommen." Am Samstagabend war sie mit ihren Eltern unterwegs und suchte auf dem London Eye, dem größten Riesenrad Europas am Südufer der Themse, Ablenkung. Und in den nächsten Tagen wird sie noch einige Wettkämpfe besuchen, wenn möglich mit ihrem Freund Ralf Buchheim. Der Sportsoldat aus Frankfurt (Oder) hat seinen Wettkampf auch schon beendet. Ihm blieb beim Skeetschießen Platz 25.