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Kaserne Kaserne: Wieso Familie von Helldorff offene Türen einrennt

Von Maria Barsi 18.07.2001, 15:22

Hohenmölsen/MZ. - Bundesministerium der Verteidigung 1991 alle Kasernennamen im Gebiet der neuen Bundesländer aufgehoben hatte, suchte auch die Hohenmölsener Garnison nach einem neuen Namen. Militärische Tradition, einen Bezug zur Geschichte von Freiheit und Demokratie in Deutschland und zur engeren Region sollte er haben. Seit dem 4. September 1993 trägt die Kaserne den Namen "General Heinrich August von Helldorff". Von Helldorff wurde am 7. Februar 1794 in Nödlitz geboren und liegt seit dem 7. Dezember 1862 in Weißenfels begraben. Sein stark beschädigtes Grabmal steht im Stadtpark Weißenfels. All zu bekannt ist von Helldorff außerhalb der Hohenmölsener Bundeswehrkaserne nicht. Das will das Projekt "Erinnerungsstätte Helldorff" im Panzerflugabwehr-Kanonenregiment 13 ändern. Darüber sprach die MZ mit Hauptmann Hans-Henning Bendel, dem Projektleiter.

Wieso gehen Sie dieses Vorhaben gerade jetzt an?
Bendel: Die Sache läuft viel länger. Bereits 1994 haben wir mit der Stadt Weißenfels gesprochen, weil das Grabmal damals schon in sehr schlechtem Zustand war. Seitdem hat sich dort jedoch nichts getan. Inzwischen kam Sebastian von Helldorff als Vertreter der Nachkommen des Generals auf uns zu und suchte unsere Unterstützung dafür, die Erinnerung an seinen Vorfahren wachzuhalten. Da rannte er bei uns offene Türen ein.

Warum bringen Sie sich nicht einfach in die Pflege des Grabmals im Weißenfelser Stadtpark ein?
Bendel: Wer diesen Sandstein mal gesehen hat - verwittert, mit abgeschlagenen Ecken und Kanten, unleserlicher Schrift und zerbrochenem Aufsatz - weiß, dass da mit bloßer Pflege nichts mehr zu retten ist. Außerdem hat ihm ein gewisses Maß Vandalismus den Rest gegeben. Wenn die Stadt Weißenfels bezüglich der Pflege unsere Unterstützung braucht, kriegt sie die nach wie vor. Zum Beispiel haben wir die 4. Batterie bereits mit der Pflege beauftragt. Das macht aber im Grunde den miserablen Zustand des Denkmals nicht wett.

Wo sehen Sie denn nun aber eine Lösung?
Bendel: Die Familie derer von Helldorff hat erklärt, dass sie die grundlegende Sanierung des Denkmals oder auch einen neuen Stein selbst finanzieren würde. Unter der Bedingung, dass die Gedenkstätte danach vor Vandalismus geschützt sei. Das konnte ihnen die Stadtverwaltung Weißenfels jedoch nicht zusagen. Wir könnten das, wenn die Gedenkstätte auf dem Gelände unserer Kaserne liegen würde. Den Antrag auf Verlegung haben wir im Oktober 2000 gestellt. Mit der Begründung, das Grabdenkmal sei Bestandteil des Gartendenkmals Stadtpark Weißenfels und unterläge den Denkmalschutzbestimmungen des Landes Sachsen-Anhalts, wurde er abgelehnt.

Hat sich die Sache damit erledigt?
Bendel: Wenn die Erinnerungsstätte in der Kaserne angesiedelt ist, hat sie wenig Öffentlichkeitswert.

Wie wollen Sie dem denn begegnen?
Bendel: Wenn wir so eine Erinnerungsstätte in unserer Kaserne einrichten, müssen wir natürlich auch anderen interessierten Bürgern den Zutritt gewähren, das ist ganz klar. Und das wird ganz unbürokratisch an allen sieben Tagen der Woche möglich sein.