Karneval in Ostdeutschland Karneval in Ostdeutschland: Helau zwischen Ostsee und Erzgebirge

Erfurt/Schwerin/dpa. - «Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Thüringen hatten wir vor1989 gut 500 Vereine, viele Betriebe hatten ihren eigenen», plaudertDanz aus dem karnevalistischem Nähkästchen. «Die Büttenreden waren inder DDR oft ein Sprachrohr der Kritik.» Mit heute fast 290 Vereinenist der Landesverband Thüringen immerhin der drittgrößte der ganzenRepublik. Allein die Gemeinschaft Erfurter Karneval in derLandeshauptstadt hat elf Vereine - die am 10. Februar, dem Sonntagvor Rosenmontag, beim großen Karnevalsumzug närrisch durch dieStraßen paradieren.
Ultimative Karnevalshochburg des Landes ist Wasungen im LandkreisSchmalkaden-Meiningen. «Erstmals erwähnt wurde der Wasunger Karnevalschon 1524», erzählt Peter Macholdt, Wasunger und LTK-Sprecher. «Dasist bei uns richtiger Straßenkarneval. In Wasungen herrscht dannAusnahmezustand.» Drei Umzüge gibt es in der kleinen Stadt, dengrößten davon am Karnevalssamstag. Um die 2500 Karnevalisten werdenerwartet - und das bei nur 4000 Einwohnern.
Beim Karneval wollen die Sachsen nicht hintenan stehen: «Von derOberlausitz bis zum Erzgebirge, vom Elbtal zwischen Dresden undMeißen bis nach Chemnitz wird gefeiert», zählt Günter Bührichen auf,der Präsident des Landeskarnevalsverbandes aus Weißwasser.
Landesweit sind rund 300 Vereine oder Gruppen aktiv, schätztBührichen. Den großen Karnevalsumzug gibt es nicht in derLandeshauptstadt Dresden, sondern in Leipzig - und zwar am Sonntagvor Rosenmontag, wie vielerorts in Ostdeutschland. «Weil wir andersals im Rheinland montags arbeiten gehen», erklärt Bührichen.
Rund 160 Karnevalsvereine gibt es in Sachsen-Anhalt - vonSalzwedel bis Halberstadt, von Stendal bis Quedlinburg. In derLandeshauptstadt Magdeburg gibt es zwar nach Angaben derTourist-Information keinen großen Straßenumzug, vom 8. bis 11.Februar feiern jedoch unter anderem die Ottojaner, die Karnevalistender Otto-von-Guericke-Universität, im Amo-Kulturhaus der Stadt.
In Brandenburg regiert König Karneval gerade auf den Dörfern.Große Umzüge gibt es am Rosensonntag etwa in Werder an der Havel undin Cottbus: «Das Spektakel dauert gut drei Stunden: Wir erwartenZehntausende von Zuschauern, auch aus Sachsen und Berlin», sagtWalter Kassin, Präsident des brandenburgischenLandeskarnevalverbandes. Dabei wird auch in der Bundeshauptstadtselbst gefeiert. «Vergangenes Jahr kamen dort zum Rosensonntagsumzugschon 200 000 Zuschauer.»
Auch der hohe Norden ist in punkto Karneval längst aufgetaut: InMecklenburg-Vorpommern gibt es mehr als 70 eingetragene Vereine. DerKarneval hat durchaus Tradition: «Den gab es auf den Rittergütern undgroßen Höfen schon lange», betont Karl-Heinz Krüger, Präsident desLandeskarnevalverbandes in Schwerin. Gut 120 Vereine gibt es nachseiner Schätzung, vor allem in den mittleren Städten wie Hagenow,Dömitz oder Neubrandenburg. Umzüge gibt es etwa in Lübz und Neukalen- allerdings nicht in der Landeshauptstadt Schwerin.