Kanu Kanu: Deutscher Flotte gelingt ein blendender Auftakt

Athen/dpa. - Mit «alter DDR-Taktik» hat Powerfrau Birgit Fischerim deutschen Kajak-Vierer der Konkurrenz einen gehörigen Schuss vorden Bug versetzt. Gleich zum Auftakt der olympischen Kanu-Regatten inSchinias bezwang das von der 42-jährigen Brandenburgerin geführteFlaggschiff die favorisierten Weltmeisterinnen aus Ungarn und kröntedamit den erfolgreichen Auftakt für die deutsche Flotte: In fünf dersechs Bootsklassen zogen die Deutschen auf Anhieb in dieMedaillenkämpfe ein und landeten drei Vorlaufsiege.
«Das war die alte DDR-Schule: Sie haben gleich gezeigt, wer Herrim Haus ist», schwärmte Cheftrainer Josef Capousek von dem Boot, dasnach dem Weltcup von Racice erst sein zweites Rennen bestritt. «Wennbei den Frauen Gold möglich ist, dann im Vierer», fügte der Coachhinzu, der wie Birgit Fischer seine sechsten Olympischen Spieleerlebt. «Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir schenken oderwir versuchen es. Wir haben angegriffen und schon hatten wir das Dingim Sack», war Birgit Fischer mit dem Auftakt zufrieden.
Sorgen bereitet der erfolgreichsten deutschen Olympionikinmomentan ein wenig der Gesundheitszustand ihrer Mannheimer Team-Gefährtin Carolin Leonhardt. Die 19-Jährige kränkelt seit drei Tagenmit Halsschmerzen und muss Antibiotika nehmen. «Caro» ließ sich abernichts anmerken und sprach von «Gänsehaut-Gefühlen» bei ihrerOlympia-Premiere. «Ich hoffe, sie kann sich bis Dienstag wieder guterholen: Auch im Zweier wollen wir direkt ins Finale», bekundete diesiebenmalige Olympiasiegerin. Keine Probleme hatte das Boot mit demaufkommenden Wind. «Das könnte so weiter gehen. Ich liebe Wind.Hauptsache die Bedingungen sind gerecht. Und wenn nicht, dann sollder Wind uns begünstigen», sagte Birgit Fischer lächelnd.
«Wir wollten mal rauskitzeln, was wir drauf haben, das ist ganzgut gelungen», meinte Maike Nollen aus Berlin und schmunzelte überdie verdutzten Gesichter der Ungarinnen in der Mixed Zone. Eine ganzandere Motivation hatte Andreas Dittmer: «Ich musste hier gewinnen,damit ich am Mittwoch frei habe und meine Schwester Anja beimTriathlon anfeuern kann», erklärte der 32 Jahre alte Olympiasiegervon Atlanta und Sydney. Souverän entledigte sich der Top-Favorit imCanadier-Einer über 1000 m seiner Aufgabe und ließ die Konkurrentenwissen, dass der Sieg wieder nur über ihn führen wird. Seit demOlympia-Rennen von Sydney ist der Mecklenburger ungeschlagen.
Einen Überraschungs-Sieg landeten Christian Gille/Tomasz Wylenzek(Leipzig/Essen) im Canadier-Zweier. Gille startete dabei mit einemschwarzen Trauerflor im Gedenken an seinen unmittelbar vor denSpielen an Leukämie gestorbenen Freund und Zweier-Partner ThomasZereske.
Mehr Probleme hatten Jan Schäfer/Marco Herszel (Essen/Magdeburg)im Kajak-Zweier und der Herren-Vierer mit Schlagmann Andreas Ihle,die als jeweils Dritte in die Endläufe einzogen. «Es war das bisherschwerste Jahr für den Vierer. Wir sind mit Sicherheit nicht die Top-Favoriten. Aber vielleicht ist das gut so», meinte Capousek. Alseinziger Deutscher muss Björn Goldschmidt am Mittwoch den Umweg überdas Halbfinale im Kajak-Einer über 1000 m gehen. «Das Finale ist meinZiel, eine Medaille ist wohl nicht drin», meinte der Karlsruher.dpa yybb ft jo 231058 Aug 04