Jugendtrainer der Woche Jugendtrainer der Woche: Mädchen-Coach setzt auf sein Fingerspitzengefühl
Bad Schmiedeberg/MZ. - Michael Winkler hat Humor. "Zicken-Bändiger" steht auf seinem T-Shirt, als Fußball-Trainer einer Mädchen- Mannschaft sollte er diese Eigenschaft auch besitzen. Doch der 44-jährige Sportlehrer an der Sekundarschule Bad Schmiedeberg verlässt sich in puncto Bändigen der weiblichen Seele lieber auf sein pädagogisches Geschick.
Fingerspitzengefühl heißt die Trumpfkarte des vierfachen Familienvaters. "Mädchen reagieren auf kritische Äußerungen sensibler. Wenn man es aber versteht, sie zu begeistern, gehen sie für ihr Team durchs Feuer." Bestes Beispiel: Sandra Seelig aus Pretzsch renkte sich bei einem Turnier den Kiefer
aus. Mit dem "Fachverstand" einer Dentistin beförderte sie das gute Stück wieder in die Ausgangslage zurück. Ihr Zahnarzt war bei der anschließenden Routine-Untersuchung sprachlos. Bei der Weiterentwicklung seiner Elf überlässt Winkler nichts dem Zufall. Einmal im Jahr fährt er mit den Mädchen ins Trainingscamp, um den Teamgeist zu beschwören. Der Coach: "Heute wird überall Individualismus gepredigt. Doch Fußball ist eine Mannschafts-Sportart."
Vor sechs Jahren wollte Winkler den Sport außerhalb der Schule populär machen. Als Handball-Trainer beim VfL Gräfenhainichen besaß er in der Nachwuchs-Förderung Erfahrung, nur mit der Umsetzung seiner Idee stieß er auf Schwierigkeiten: Die Decke der Schulhalle war zu niedrig, bei jedem Kontakt zwischen Ball und Lichtanlage bestand "Verdunklungsgefahr". So machte er aus der Not eine Tugend. Inspiriert durch die Erfolge der Frauen-Nationalmannschaft gründete er im Juni 1999 eine Schularbeitsgemeinschaft "Mädchenfußball". Aus sieben Anfängern wurde ein Kader von 25 Spielerinnen. Winkler schmunzelnd: "In der Pubertät bekommt der Sport mit Disco und Jungs harte Konkurrenz. Wer diese Klippe umschifft, hat es geschafft." Inzwischen ist Frauen-Fußball in der Kurstadt salonfähig, vordere Plätze bei Landesmeisterschaft und "Jugend trainiert für Olympia" folgten. Als Herausgeber der Zeitschrift "Nachrichten vom Mädchen-Fußball" informiert Winkler über die Erfolge seiner Kickerinnen. Ist er zufrieden? Winkler: "Erst wenn wir Größen wie Wernigerode oder Hettstedt schlagen."