Jubiläum zum WM-Sieg 1974 Jubiläum zum WM-Sieg 1974: Ost-West-Gipfel in München
München/dpa. - Der WM-Countdown läuft. 702 Tage vor demEröffnungsspiel am 9. Juni 2006 in München haben sich die WM-Heldenvon 1974 bei einem Ost-West-Gipfel mit der damaligen DDR-Mannschaftauf die Fußball-Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Deutschlandeingestimmt. Das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft bei derEM in Portugal und die Turbulenzen im Deutschen-Fußball-Bund (DFB)trübten die Vorfreude auf das Fußball-Fest nicht. «Unsere Aufgabe istes, den 32 weltbesten Mannschaften die Bühne zu bereiten», stellteVize-Präsident Wolfgang Niersbach vom WM-Organisationskomitee zumAuftakt der Nostalgie-Party am Mittwoch in München fest.
Selbst Alt-Bundespräsident Walter Scheel, der auf den Tag genauvor 30 Jahren im Münchner Olympiastadion Franz Beckenbauer den Gold-Pokal überreicht hatte, ließ sich das «glückliche Zusammentreffen»nicht nehmen und bewies einen Tag vor seinem 85. Geburtstag beimFeier-Marathon Kondition. Vor dem Empfang im Rathaus mit dem Eintragin das Goldene Buch, dem Besuch des Olympiastadions und einemGesellschaftsabend machte Scheel den WM-Machern mit OK-PräsidentBeckenbauer an der Spitze für die «brillante Ausstattung» ein Vorab-Kompliment, ehe er sich mit Schmunzeln an seine erste Amtshandlungerinnerte: «Freunde sagten damals: Eine Woche ist er im Amt, schonsind wir Weltmeister.»
Beckenbauer hat in dieser Woche mehr als nur den 7. Juli 1974 zufeiern, an dem Deutschland mit dem 2:1-Finalerfolg über dieNiederlande zum zweiten Mal nach 1954 Weltmeister wurde. «Diese Tagehaben eine große Bedeutung in meinem Leben», sagte der «Kaiser» mitdem Hinweis auf den 6. Juli 2000 (WM-Vergabe 2006) und den 8. Juli1990, als er in Italien die DFB-Elf als Teamchef zum WM-Titel führte.Aber 1974 werde ihm ewig in Erinnerung bleiben, sagte Beckenbauer:«Als Kapitän Weltmeister in der Heimstadt zu werden - was willst dumehr?» Dank sagte er den «ostdeutschen Freunden», die sein Team mitdem 1:0-Sensationssieg in Hamburg erst wachgerüttelt habe.
Der damalige DDR-Coach Georg Buschner, aus dessen Team nur JoachimStreich, Wolfram Löwe und Gerd Kische fehlten, übermittelteBeckenbauer späte Glückwünsche. «Wir haben das Endspiel im Fernsehengesehen und uns alle über Euren Sieg gefreut», erzählte der bald 80-Jährige. Jürgen Sparwasser, Torschütze beim historischen DDR-Sieg,bewertete die Einladung «als wunderbare Geste des DFB, dennnormalerweise haben wir hier nichts zu suchen.» Hamburg werde ihnimmer verfolgen, gestand Sparwasser, der das Finale zu Hause inMagdeburg bei einer Flasche Bier vor dem Bildschirm erlebte.
Beim Frühschoppen in einem Münchner Nobelhotel, wo vor 30 Jahrendie ausgesperrten Spielerfrauen beim Abschlussbankett für einen Eklatsorgten, wärmten die Stars von gestern ihre Erinnerungen an alteZeiten auf. Nur Jürgen Grabowski, der seinen 60. Geburtstag feierte,Jupp Heynckes, Horst-Dieter Höttges, Norbert Nigbur, Helmut Kremersund Dieter Herzog fehlten, als Münchens Oberbürgermeister die «altenHerren» mit sanftem Druck zum Eintrag ins Goldene Buch aufforderte.«Sie stehen ja da wie bei der ersten Tanzstunde. Nur Mut», sagte er,ehe Beckenbauer als Erster zum Füllfederhalter griff.