Jubiläum Jubiläum: Olympia-Zweiter wird 60 Jahre

Berlin/dpa. - Der historische Weitsprung ins nächste Jahrhundert von Bob Beamon liegt schon 34 Jahre zurück, für Jubilar Klaus Beer ist er noch immer gegenwärtig. Im Schatten dieses 8,90 m weiten Rekordsatzes bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-City steigerte sich der Berliner, der am Dienstag seinen 60. Geburtstag feiert, auf die DDR-Rekordweite von 8,19 m und sicherte sich die Silbermedaille hinter dem Amerikaner. «Die Konkurrenten waren geschockt, die Zuschauer aus dem Häuschen», erinnert sich Beer an diesen zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehaltenen Supersatz. Als kurz darauf Nieselregen einsetze, wusste Beer, dass er mit seinem zweiten Versuch vielleicht nur diese Chance haben würde. Und er nutzte sie.
Den heutigen Trainer stört es nicht, dass sich die Leute vor allem wegen des Jahrhundertsprungs Beamons an ihn erinnern. «Ich war eben mehr ein Dauerbrenner und habe über 30 Länderkämpfe bestritten», sagt er. Beamon hingegen fand nie wieder zu einer ähnlichen Form wie in der leistungsfördernden Höhenluft in Mexiko-City. «Bob Beamon ist dran nervlich kaputt gegangen», sagt Beer, der noch bis in die 80er Jahre Briefe des Amerikaners bekam. Die Beamon-Weite bedeutet immer noch Platz zwei der «ewigen» Bestenliste hinter dessen Landsmann Mike Powell mit 8,95 m am 30. August 1991 in Tokio.
Er werde noch oft auf diesen denkwürdigen Wettkampf angesprochen, erzählt Beer, der als Trainer für den Olympiastützpunkt Berlin arbeitet. Zu seinen Athleten gehört der Olympia-Fünfte Kofi Amoah Prah, dessen Bestmarke um einen Zentimeter besser ist. «Sein Sprung von damals motiviert mich», meinte Prah. In Sydney erreichte er auf den Zentimeter genau die Weite seines Trainers in Mexiko. «Das war schon kurios. Kurz vorher wurden die Bilder mit mir und Beamon aus Mexiko eingeblendet», fügte der Jubilar hinzu.
Zu Beginn seiner Karriere war Beer, der in Bad Blankenburg aufwuchs, auch ein guter Hochspringer. 1961 überquerte er 2,08 m. «Danach habe ich mich mehr und mehr auf den Weitsprung konzentriert, weil ich mit 1,76 Meter für einen Hochspringer einfach zu klein war», sagt er. Bei den Olympischen Spielen 1964 scheitert er in der Qualifikation, 1969 wurde er bei den Europameisterschaften Vierter. 1972 beendete der elfmalige DDR-Meister seine Karriere. Seine Kinder setzten die Ära Beer als erfolgreiche Leichtathleten fort: Tochter Peggy wurde 1990 EM-Dritte und 1996 in Atlanta Olympia-Sechste im Siebenkampf und Sohn Ron verbesserte den Familienrekord im Weitsprung auf 8,23 m.
In seiner Freizeit geht Beer gerne ins Theater oder schaut sich Musicals an. Mit seinen 60 Jahren hat er noch nicht genug von der Leichtathletik und träumt davon, dass sein Schützling Kofi Amoah Prah 2004 in Athen eine Olympia-Medaille gewinnt. «Solange ich noch Spaß habe, mache ich weiter. In Rente geht man doch erst mit 65, oder?»