Jose Leonardo Andrade Jose Leonardo Andrade: Ein Tangotänzer als erster Weltstar
Halle/MZ. - Der farbige Spieler aus Uruguay galt damals als der erste Weltstar des Fußballs. Mit einer Technik wie Pele, der Eleganz wie Beckenbauer, aber auch mit den Eskapaden wie Maradona oder den Allüren wie Beckham.
Die beiden Olympiasiege Uruguays waren maßgeblich Andrades Werk. Die Turniere in Paris und Amsterdam galten als Vorläufer der Weltmeisterschaft. 1930 in Montevideo gab es dann die WM-Premiere. Andrade, damals 29, hatte seinen Zenit zwar schon überschritten, war aber trotz leichter Verletzung noch immer der beste Spieler.
"Sein fabelhaftes Können rief spontanen Beifall hervor", ist in der "Fußball-Weltgeschichte" nachzulesen. Andrade soll Musik und Rhythmus im Blut gehabt haben. Sein Spiel bedeutete Ballett, Samba, Rumba, Tango mit den Ball als Partner.
Natürlich wurde Uruguay mit Andrade Weltmeister. Es war sein 33. und letztes Länderspiel. Der Star, der im Hafenviertel von Montevideo in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, konnte mit Ruhm und Geld nicht viel anfangen. Nach seiner einzigartigen Laufbahn geriet der Kopf des damals weltbesten Teams schnell in Vergessenheit.
Dabei hatten ihn vor allem die Pariser 1924 auf Händen getragen. Andrade, das Multitalent, blieb nach Olympia in der französischen Hauptstadt. Er war Liebling und Gesprächsstoff der Stadt als Tangotänzer und Varieté-Sänger. Er wurde in einem Atemzug mit der großen Tänzerin Josephine Baker genannt. Andrade konnte sich vor Angeboten nicht retten, den Pariser Damen Privatunterricht am Klavier zu geben oder das Instrument wenigstens zu stimmen.
Auch nach seiner Rückkehr in die Heimat ging das süße Leben weiter. Zwei Ehen scheiterten dabei. Andrade rutschte immer mehr ab, landete in der Gosse, bettelte schließlich vor Kneipen um ein Stück Brot. Später hieß es, er sei unheilbar an der Lunge erkrankt. Heutzutage wäre Andrade sicher ein Superstar und reicher Mann. So aber ist nicht einmal sein Todesdatum kurz nach seinen 56. Geburtstag sicher. Er soll am 4., 5. oder 6. Oktober 1957 gestorben sein. Einsam und mittelos.