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Jeder Mensch braucht ein Geheimnis

05.01.2010, 23:15

Hamburg/dpa. - Hannelore Hoger war glücklich. Mal kein Mord und Totschlag, mal keine Bella Block. Gleich nach dem ersten Block-Film als inzwischen pensionierte Kommissarin («Vorsehung») brach sie vergnügt nach München zu den Aufnahmen von Wolfram Paulus' Tragikomödie «Jeder Mensch braucht ein Geheimnis» auf.

Die ARD zeigt den Film um 20.15 Uhr. Der Erzkomödiantin Hoger wird dort reichlich Futter geboten: Gleich zu Beginn darf sie als herrische Patriarchin Luise leicht beduselt sein und alle anderen mit den immer gleichen Familiengeschichten nerven, sie schickt den Gatten zum Hasenfüttern mit einer Geste, als wolle sie sagen: «Anderes kannst du ja doch nicht», sie fährt ihn an: «Grins nicht so bedeppert!»

Aber so lustig ist das alles gar nicht. Die zunächst noch mit einem Familientag in einem gutbürgerlichen Haus eher behaglich anlaufende Geschichte bekommt rasch Züge eines Strindberg-Dramas. In seinem Mittelpunkt: Hoger-Ehemann Helmut, gespielt von Dietmar Mues.

Dem reicht es. Der will fort aus allem noch so gut gemeinten Klammergriff. Ein Jahr, hat er geschworen, will er eine Auszeit nehmen. Italien soll der Schauplatz sein. Und dort wartet auch schon eine andere auf ihn, eine italienische Sängerin. Kein Vamp, keine Schlange. Nur eine herzenswarme Frau, die ihm an Gefühl das gibt, was er in der eigenen Ehe schon lange entbehrt. Selbst Gattin Luise muss das widerwillig anerkennen, als sie und der übrige Clan den ausgebüxten Opa nach langer Suche wiedergefunden haben - und er zu aller Empörung auch noch glücklich ist.

Paulus trug diese Geschichte («eine Art Herzensstoff für mich») lange mit sich: «Ich möchte für keine meiner Figuren Partei ergreifen. Der Zuschauer soll entscheiden, auf wessen Seite er steht.» Denn irgendwie verständlich sind beide, der Nestflüchter ebenso wie die Haustyrannin, die immerhin über Jahrzehnte den Familienladen einigermaßen souverän geschmissen hat.

Hauptdarstellerin Hoger war nicht ganz unschuldig daran, dass die Rolle etwas sympathischer geriet als im Buch zunächst noch vorgesehen: «Sie wünschte sich einige Augenblicke, an der die Zuschauer erkennen können: Die beiden waren auch mal glücklich miteinander.» Wie damals, als sie mal durch ihr Heimatstädtchen schlenderten und plötzlich aus einer Gasse schmissige Klezmer-Musik ertönte. Da tanzen sie denn vergnügt und unbeschwert übers Holperpflaster und sind nichts als ein Paar, das sich liebt.

Wolfram Paulus: «Das war eine während des Drehs improvisierte Szene. Unser Drehort Burghausen hat mich dazu inspiriert, ein Städtchen an der bayerisch-österreichischen Grenze mit sehr viel Musik. Sogar ein Jazz-Festival findet dort statt. Und es war auch nicht schwer, dort ein paar tolle Klezmer-Musikanten aufzutreiben.»