Jean Löring Jean Löring: Kuckuck am Schaukelpferd
Köln/MZ. - Am Vorgebirgstor in der KölnerSüdstadt kleben Finanzbeamte ihre Pfandsiegelauf edle Möbelstücke in einem 200 Quadratmetergroßen Büro. Jean Löring (66), der letztegroße Patriarch des deutschen Fußballs, schautnicht zu, flüchtet in den Schwarzwald. Allesbekommt einen Kuckuck. Der Billardtisch, derGeigenkasten, das Schaukelpferd. Letzteresist ein Geburtstagsgeschenk von SchlagerproduzentJack White.Es scheint, als habe der echte kölsche Jungdas Lachen verlernt. Dabei hat er so gerngelacht während der vierzig Jahre, in denener gleichsam vom Glück verfolgt wurde, alsMäzen und Ewigkeits-Präsident des SC FortunaKöln. Löring hat den großen Verein mit dreiDutzend Jugendteams als persönliches Hobbyunterhalten, wofür er im Laufe der Jahre geschätzte30 Millionen Mark locker machte.Sein liebstes Spielzeug, der Klub, schwanktauf einem wirtschaftlich brüchig gewordenenFundament, und die Basisfirma, die ihn zumMulti-Millionär machte - die "Hans Löring-ELRO-Elektro-und Rohrleitungsbau GmbH" - befindet sichnach Konkursantrag der AOK wegen einer vergeblichangemahnten Beitrags-Quote von 550000 Markim Insolvenzverfahren.Wieso nun stürzen der SC Fortuna und fastgleichzeitig auch Lörings Basisfirma in einekaum noch steuerbare Talfahrt? Hat Löringin seinem Firmengeflecht zu große Räder gedreht(er betätigte sich bei Großprojekten wie derBrühler Zuckerfabrik als Investor)? PrivateSorgen kamen hinzu. Vor vier Jahren warf ihnein Herzinfarkt um, dann lief ihm "et Kättche",Ehefrau Katarina, die vierzig Jahre mit ihmdurch Dick und Dünn gegangen war, einfachdavon; mit dem Fortuna-Spieler Bernd Klotz.Es war wohl mehr eine Trotz-Reaktion, dasser sich nach diesem "Schlag" um eine andereattraktive Frau kümmerte - um die "Gaudi"-SängerinJana Kriz, als deren Impressario sich Löringempfand und die er samt künstlerischem Anhangförderte. Der Versuch, Jana Kriz im Musik-Imperiumseines ehemaligen Preussen-Dellbrück-SpielerkollegenHorst Nussbaum alias Jack White unterzubringen,schlug fehl. Jack White hielt den Musical-Staroffenbar nicht für eine gewinnbringende Investition.Knauserig ist Löring nie gewesen, und er sagtebis zum "Endpunkt" nicht nein, als der vonihm zum Manager erhobene Sportjournalist MarkusBrockelkamp und der mit übergroßen Hoffnungenals Cheftrainer engagierte "Toni" Schumacherden SC Fortuna reif für den Aufstieg in die1. Bundesliga machen wollten. Der "Endpunkt"lag bei 15 Millionen Mark. Statt Aufstiegdann der Rutsch in die Regionalliga-Nord;zwischendurch der berühmt gewordene Halbzeit-Hinauswurfvon Schumacher. Als nichts mehr zu rettenwar, bereute Löring: "Ich habe gegenüber denjungen Leuten die Zügel etwas zu weit schleifenlassen."