Italien Italien: Verliebt in Verona

Verona/dpa. - Das Stück ging um die Welt, und noch immer lockt die heftigeKurzromanze scharenweise Verliebte aus aller Herren Länder an. Sieströmen in den Innenhof, erklettern den Balkon des Patrizierhausesoder lassen sich neben der bronzenen Julia-Statue ablichten. DieWände sind mittlerweile so mit Liebesschwüren vollgeschrieben, dasskaum noch ein Quadratzentimeter für Paare frei ist, die an diesemWallfahrtsort der Verliebten ebenfalls Zeugnis ihrer Zuneigungablegen wollen.
Andere schreiben gleich direkt an die Hauptperson: Noch heutetreffen - selbst aus dem fernen Japan - immer wieder Briefe an einegewisse Giulietta Capuleti ein, in denen sie um Rat in Liebesfragengebeten wird oder einfach nur zur Kenntnis nehmen soll, dass sichirgendwo auf dem Globus zwei Herzen gefunden haben.
Neben diesem Balkon hat Verona ein zweites Bauwerk zu bieten, dasebenfalls Hunderttausende pro Jahr in die Stadt südöstlich desGardasees lockt: die Arena, nach dem Kolosseum in Rom das zweitgrößteAmphitheater der Welt und, zumindest im Innenraum, weitgehend soerhalten wie vor zwei Jahrtausenden, als es errichtet wurde. Von denrömischen Herrschern wurde die Arena vor allem für Gladiatorenkämpfegenutzt. Bis zu 30 000 Zuschauer hatten auf den treppenförmigenRängen Platz, heute fasst die Arena rund 20 000 Menschen. MehrereErdbeben ließen die meisten der äußeren Randbögen wegbröckeln und mitihnen auch die obersten Sitzplätze.
Noch eindrucksvoller als ein Erklimmen der 40 Sitzreihen und einRundgang durch die Gewölbegänge darunter ist aber ein Besuch einerOpernvorstellung: Seit 1913 finden alljährlich im Sommer Veronasweltberühmte Opernfestspiele statt, in zauberhafter Atmosphäre unterfreiem Himmel. Pro Saison pilgern etwa 580 000 Besucher hierher -damit ist die Arena das meistbesuchte Opernhaus der Welt.
Die Saison 2002 wird am 21. Juni eröffnet und am 1. Septemberbeendet, jeweils mit «Aida». Dazwischen werden «Tosca», «Carmen»,«Nabucco» und «Trovatore» gegeben, die Karten kosten zwischen 18 Euround 154 Euro. Nur Stimmgewaltige wagen sich in der Arena auf dieBühne, denn wer schwach bei Stimme ist, riskiert vom anspruchsvollenPublikum ausgebuht zu werden. Ob die Vorstellung stattfindet, istjeden Abend spannend, weil das Wetter immer einmal wieder einenStrich durch die Rechnung macht. Zieht ein Gewitter auf, wird dieVorstellung unterbrochen und danach weitergespielt bis tief in dieNacht.
Nach der Vorstellung verwandelt sich die Piazza Bra, an der dieArena steht, in einen Laufsteg, wo noch stundenlang flaniert,geplaudert und gelacht wird. In den umliegenden Restaurants, vieledavon direkt an der Piazza gelegen, sind schlagartig alle Tischebesetzt. Besonders begehrt sind die Tische unter freiem Himmel in derersten Reihe - ein idealer Ort zum Sehen und Gesehenwerden, einemLieblingsspiel der italienischen Gesellschaft.
Von der Piazza Bra zweigt die Via Mazzini ab, eine gut sortierteFußgängerzone, in der die italienische Modeindustrie reich vertretenist, von Prada über Emporio Armani bis zum Nobelschuhhaus Tod's. AmEnde der Via Mazzini erstreckt sich die Piazza delle Erbe, ganz inder Nähe von Julias Balkon.