Italien Italien: Heimliche Stars der Toskana
Halle/MZ. - Aber kennen Sie auch Populonia, La Verna und Collodi? Wir haben die schönsten Geheimtipps der Toskana zu einer Rundreise zusammengestellt.
Wie Schnee sehen die Apuanischen Alpen hinter Carrara aus. Doch was da so weißsilbern in der Sonne glänzt, das sind die Marmorsteinbrüche, aus denen schon Michelangelo seinen David schuf. Entlang der schmalen Straße hinauf ins Gebirgsdorf Fantiscritti lässt sich aus gebührender Entfernung beobachten, wie die schimmernden Blöcke mit diamantbesetzten Stahlseilen aus dem Berg geschnitten werden. Tipp: das putzige kleine Freilichtmuseum von Walter Danesi.
Die Kleinstadt Pontedera am Rand der Colli Pisane ist der Geburtsort eines italienischen Symbols: des Vespa-Rollers. Seit 1946 montiert die Firma Piaggio hier das Kultfahrzeug - ursprünglich aus Flugzeugteilen. Das und noch viel mehr erfährt man im Museo Piaggio, in dem auch die schönsten Vespas aus mehr als 50 Jahren Produktion ausgestellt sind - ein Muss für jeden Fan.
Leonardos Heimat: Das perfekt restaurierte Städtchen Vinci liegt wunderschön in den Olivenhainen des Montalbano, weltberühmt wurde es aber nur durch den unehelichen Sohn eines Florentiner Adligen und einer einfachen Magd. Leonardo da Vinci kam dort 1452 zur Welt. Schon von weitem sichtbar ist der Burgturm der Grafen Guidi, Sitz des Leonardo-Museums. Lobenswert: Statt fragwürdiger Hinterlassenschaften des Universalgenies finden sich dort detailgetreue Modellbauten vieler seiner Erfindungen.
Das Städtchen Collodi am Hügelrand des Arnotals hat quasi eine lange Nase: In der Schlossküche der Villa Garzoni erfand 1881 der Schriftsteller Carlo Lorenzini Italiens berühmte Holzmarionette Pinocchio. Gleich neben dem Schloss zeigt das Spielzeugland Parco Pinocchio großen und kleinen Leuten die Phantasiewelt Pinocchios. Danach lohnt ein Bummel durch den schönsten Barockgarten der Toskana, mit Brücken, Wasserspielen, falschen Tropfsteinhöhlen und einem echten Bambuswäldchen. Besuchen Sie unbedingt das Labyrinth unter der Brücke zur Villa!
In La Verna, auf dem "Heiligen Berg" der Toskana, empfing der Heilige Francesco d'Assisi 1224 vor dem charakteristischen Felsabsturz seine Stigmata, die Wundmale Christi. In der Kirche des Wallfahrtsorts gibt es die Grotte zu bewundern, die dem Heiligen damals als Zelle diente. Darben muss bei den Mönchen niemand: Im Refettorio del Pellegrino wird ein opulentes Menü aufgetischt.
Malerische Städte, die gewissermaßen aus dem Tuffstein zu wachsen scheinen, sind Pitigliano, Sorano und Sovana. Aber das Wichtigste liegt in den Wäldern außerhalb: die Etruskergräber. Spektakulär die Tomba Ildebranda, eine Miniaturausgabe der ägyptischen Pharaonengräber. Weit über das Tal blickend, ist aus dem gelben Tuffstein ein Tempel samt einem Dutzend Säulen gehauen worden. Bis auf eine stehen nur noch Stümpfe. Doch das nimmt der Anlage nichts von ihrer majestätischen Würde.
In den Mauern der Festung von Montalcino nahe Siena fand früher die gesamte Bevölkerung Platz, wenn der Feind aus Florenz anrückte. Heute klingt klassische Musik durch den Innenhof, in der Enoteca kann man den berühmten Wein Brunello di Montalcino und dazu Wildschweinbrötchen probieren oder Tickets zum Besteigen des Mauerrings kaufen. Wenige Kilometer südlich Richtung Sant'Antimo, der schönsten romanischen Abtei in der Toskana, können Sie in der Fattoria dei Barbi zu Gast sein, in einem klassischen Weingut mit familiärem Restaurant.
Elba, und sonst? Giglio ist die zweitgrößte Insel der Toskana. Achtmal täglich tuckert das Fährschiff von Porto Santo Stefano hinüber. Der Inselbus fährt auf der einzigen Straße vom hübschen Hafenort Porto hinauf zum sehenswerten Burgdorf Castello und auf der anderen Seite wieder hinunter zur Strandbucht Giglio Campese. Restauranttipp: das urige Arcobalena im Gassengewirr des Castello. Bestellen Sie zum Caciucco, der schmackhaften Fischsuppe, den weißen Inselwein Ansonica!
Ein Strand wie aus dem Bilderbuch: Der Golfo di Baratti vereinigt wie in einer Nuss-Schale die Schönheiten der etruskischen Riviera. Weicher, weißer Sandstrand glänzt vor einer filmreifen Gruppe uralter Pinien, jenseits der Straße breitet sich die Etrusker-Nekropole Populonia aus. Spannend: Dort kriecht der Führer mit den Gästen bis in das 28 Meter durchmessende Rundgrab Tomba dei Carri.
Kirchenruinen gibt es viele, doch eine wie San Galgano kein zweites Mal: eine gewaltige gotische Kathedrale mitten im Rapsfeld - ohne Dach! Französische Zisterzienser bauten sie im 13. Jahrhundert und verschwanden 200 Jahre später so mysteriös, wie sie gekommen waren. Auf dem Boden im Kirchenschiff wächst Gras. Auf den Pfeilern blühen Blumen. Und durch die Fensteröffnungen kann man die Wolken ziehen sehen. Was für ein Abschluss einer Toskana-Reise!