Isarwinkel Isarwinkel: Skulpturenschau in der Natur
Halle/MZ. - Die Isar ist die Lebensader der Region: Flößer transportierten einst Holz und Bier nach München, Möbel und andere Waren erreichten sogar das Schwarze Meer. Heute starten in Fleck vor allem Kajaks und Raftingboote, um sich von den verbliebenen Strudeln und Stromschnellen des durch den Sylvenstein-Stausee gezähmten Gebirgsflusses nach Bad Tölz treiben zu lassen.
Wer sich nicht auf dem Wasser, sondern zu Fuß dem bekannten oberbayerischen Kurort nähern will, der beginnt am besten im Gries, der Tölzer Alt-Stadt mit den vielen hübschen Ecken zum Bummeln, Entdecken und Verweilen.
Im Gassengewirr rund um den Jungmayrplatz, auf dem mittwochs Wochenmarkt und freitags Bauernmarkt abgehalten wird, wohnten einst die Kleinhäusler, Fischer und Flößer. Schmucke Brunnen sind heute noch erhalten, die kleinen Häuser wurden liebevoll renoviert. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein.
Lachs wird zu "Bayerischem Sushi"
Wenn die Zeit der Flößer in Bad Tölz auch lange vorbei ist, so ist seit kurzem eine andere Tradition lebendig. Seit rund zwei Jahren wird wieder echtes Tölzer Bier gebraut. Im "Gasthaus" werden naturtrübes Helles und Weißbier der Marke "Tölzer Mühlfeldbräu" hergestellt. Weitere Biere werden von den regionalen Brauereien Hopf, Maxlrainer, Tegernseer und Reutberg bezogen. Überhaupt finden sich auf der kleinen, aber feinen Karte ausschließlich regionale Produkte. Frischkäse wird mit luftgetrocknetem Schinken, Tölzer Salami oder geräuchertem Lachs beispielsweise zu "Bayerischem Sushi" angerichtet.
Ob nach einem üppigen Frühstück oder einer deftigen Brotzeit - vom Mühlfeld ist es nicht weit zur Markstraße. Das Denkmal des Ritters Winzerer schaut stolz herab auf den schönsten Festsaal des Oberlands, wie die gepflasterte Flaniermeile gerne genannt wird. Tatsächlich sind die prächtig verzierten Fassaden regelmäßig Schauplatz von verschiedenen Märkten und Festivals und alljährlich am 6. November Bühne für die berühmte Leonhardifahrt, die hinauf auf den Kalvarienberg führt. Der kurze Spaziergang zum erklärten Lieblingsplatz des "Bullen von Tölz"-Darstellers Ottfried Fischer lohnt sich: Steht man vor der zweitürmigen Kalvarienbergkirche, liegen einem die Altstadt und das Tölzer Kurviertel sowie das gesamte Isartal zu Füßen.
Rechter Hand erheben sich der Heiglkopf und der Blomberg - auf dem Tölzer Hausberg lädt der höchste Kunstwanderweg Deutschlands zum Staunen ein. Zu besichtigen sind auf 1 237 Meter Höhe 17 Skulpturen und Landart-Kunstwerke. Sie wurden von Künstlern aus der Region gestaltet. Ein überdimensionaler Graskopf ist auf der gut einen Kilometer langen Strecke von der Wackersberger Alm bis zum Blomberghaus ebenso zu sehen wie Stelen, Wurzeln und die kunterbunten Vögel des "Birdman" Hans Langner. Die Künstlerin Monika Glasl lässt einen Fisch zwischen Baumstämmen schwimmen. Den Kunstwerken, die bequem per Sesselbahn erreichbar sind, ist gemeinsam, dass sie vergänglich sind und sich stetig verändern.
Kunst in der Natur - dazu inspiriert auch die Isar. Wer durch die Isarauen wandert oder radelt, der erlebt das Isartal breit und ursprünglich. Weiße Kiesflächen, die von der grünlich leuchtenden Isar durchschnitten werden, Weiden, Heidekraut, Wildblumen - schon ein paar Kilometer von Bad Tölz isaraufwärts ändert sich die Landschaft. Etwa auf Höhe von Biebermühle zwischen Bad Tölz und Arzbach weist am Isarweg ein kleines, handgemaltes Schild Wanderer und Radler auf "Klein-Kairo" hin. Pyramiden am Isarstrand? Genauso ist es. Akkurat geschichtete, mannshohe Kegel aus großen Flusssteinen bilden eine eigene Stadt. Der Rentner Karl-Heinz Fett hat es als Baumeister der Isarpyramiden zu beachtlicher Bekanntheit gebracht.
Eisgenuss mit Bergblick
In Arzbach lohnt ein Abstecher zum Beindlhof. Auf dem stattlichen Anwesen umgeben von Wiesen mengt und mischt Monika Kniegl ihr "Bauernhof-Eis". "Wir verwenden Milch und Sahne vom eigenen Hof und Äpfel, Zwetschgen und Birnen aus dem eigenen Garten", erklärt die Bäuerin. Während industriell gefertigtes Speiseeis meist nur 15 Prozent Fruchtanteil hat, kommen am Beindlhof 50 Prozent in die Eismaschine - und das schmeckt man.
Die Zahl der Gastwirtschaften, die das Bauernhofeis im Oberland führen, wächst stetig - darunter das "Gasthaus" in Bad Tölz. Neben den Klassikern Schokolade, Erdbeere und Vanille tragen Kniegls zart schmelzenden Kreationen so klangvolle Namen wie Weißer Nougat, Banane-Baileys-Zimt, Tongabohne oder Rotweinsorbet. Rund hundert Sorten gibt es insgesamt, die je nach Saison zubereitet werden. Wer am Hof vorbeiradelt oder -wandert, der kann sich einfach auf die Hausbank setzen und - mit einem fantastischen Blick auf Berge, Kühe und weiß-blauen Himmel - einen Becher kosten.
Auskünfte bei der Tourist-Information Bad Tölz: Tel. 08041 / 7867-0