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Interview mit Matthias Steiner Interview mit Matthias Steiner: «Das jetzt kommt zu einem ganz blöden Zeitpunkt»

13.09.2011, 16:38

Köln/sid. - SID: "Herr Steiner, Sie haben sich im Training zehn Monate vor den Olympischen Spielen einen Einriss der Quadrizeps-Sehne zugezogen. Wie geht es Ihnen?"

Matthias Steiner: "Bescheiden, um ehrlich zu sein."

SID: "Wie ist die Verletzung passiert?"

Steiner: "Im Trainingswettkampf in Frankreich, in einer Schnellkraftausführung beim Stoßen. Das sind ganz schnelle Bewegungen, da hat man keinen Einfluss mehr auf eine Sehne. Die Sehne hat dann einfach in diesem Moment nachgegeben."

SID: "Haben Sie eine Erklärung, wie die Verletzung passieren konnte?"

Steiner: Das kam ganz ohne Warnzeichen. Ich hatte zuletzt ein paar Probleme mit dem rechten Knie, aber es war erträglich. Ich habe sicher unbewusst das linke Bein stärker belastet, das habe ich vielleicht zu lang und zu oft gemacht."

SID: "Wann war Ihnen die Schwere der Verletzung klar?"

Steiner: "Das Bauchgefühl sagt einem schon, dass etwas passiert ist, aber wir wussten erst einmal nicht, was es genau war. Am Sonntag hat eine Kernspin-Untersuchung Aufschluss gebracht. Ich habe zunächst auch keine Schmerzen verspürt, weil beim Wettkampf noch so viel Adrenalin im Körper war. Ich bin von der Bühne runter, habe dann sofort gekühlt. Erst am Abend wurde es schlimmer. Da habe ich gemerkt, dass ich das Knie nicht mehr richtig abwinkeln konnte, und der Schmerz wurde größer."

SID: "Sie mussten Anfang 2009 aufgrund eines Leistenbruchs operiert werden. Am Freitag müssen Sie nun wieder unters Messer. Wie langen werden Sie ausfallen?"

Steiner: "Das ist ganz schwer zu sagen, ich habe damit null Erfahrung. Bisher hatte ich mal eine Entzündung oder ein Zwicken im Rücken. Aber das sind ganz normale Sachen, die gehen auch wieder weg. Der Leistenbruch hatte keinen größeren Einfluss auf das Gewichtheben. Diese Sehne, die jetzt eingerissen ist, ist aber ein Hauptakteur im Gewichtheben. Wir haben dort extreme Belastungen, daher ist das natürlich ein wunder Punkt. Ich muss jetzt die Operation über mich ergehen lassen, dann wird man sehen, wann ich wieder ins Training einsteigen kann. Das hängt auch von der Regenerationsfähigkeit des Körpers ab."

SID: "Wie schnell waren Sie bei bisherigen Verletzungen wieder fit?"

Steiner: Bei normalen Verletzungen war ich immer wieder schnell da. Aber das kann ich jetzt ganz schwer sagen. In der Regel braucht der Mensch bei dieser Verletzung drei Monate, bis man wieder fit ist. Aber fit heißt in diesem Fall, dass man wieder mit dem Training beginnen kann. Dann braucht man noch einmal eine längere Zeit, um in sportlicher Hinsicht fit zu werden. Es wird nicht einfach."

SID: "Gab es keine Alternative zu einer Operation?"

Steiner: "Die Ärzte haben mir gesagt, dass, wenn ich eine Chance auf Olympia haben will, man operieren muss. Ich bin bislang 29 Jahre verschont geblieben, war nie ernsthaft verletzt. Ich war schon gesegnet. Das jetzt kommt zu einem ganz blöden Zeitpunkt. Andere Athleten sind mit dieser Verletzung auch zurückgekommen, aber die hatten wesentlich mehr Zeit."

SID: Wie langen brauchen Sie, um in Topform zu kommen?"

Steiner: "Das wird schwer, hängt aber auch davon ab, wann ich wirklich wieder mit dem Training anfangen kann. Wenn es einen Monat früher oder später klappt, ist das schon viel. Drei Monate Trainingspause bedeutet schon eine mächtige Leistungseinbuße. Wenn ich danach allerdings schmerzfrei und problemlos trainieren kann, ist eine Chance da, fit zu werden. Aber da möchte ich mich nicht festlegen. Man muss dem Körper die Zeit geben, aber ich habe sie natürlich nicht. Es ist noch nicht alles vorbei, aber es wird schwierig. Es muss alles passen. Dann ist eine gute Leistung möglich.