Intel Intel: Schneller, kompakter, leiser
Feldkirchen/dpa. - «Der Wechsel zum neuen PC-Format BTX ist der nächste logische Schritt auf dem Weg zu schnelleren und kompakteren Computern», sagt Christian Anderka, Pressesprecher des Chipherstellers Intel mit Deutschlandsitz in Feldkirchen bei München. Der Standard, an dessen Entwicklung Intel beteiligt gewesen ist, regelt die Form von Gehäusen sowie den Aufbau im PC-Inneren. BTX soll den Vorgänger ATX ablösen. BTX bietet im wesentlichen zwei Vorteile: Der PC wird besser gekühlt und läuft dadurch leiser.
«Gerade die Anforderungen an das Kühlsystem im PC sind gestiegen», sagt Beate Meffert, Informatik-Professorin an der Humboldt-Universität in Berlin. Durch die Entwicklung von immer leistungsstärkeren PC-Bauteilen werde es im Rechner auch immer heißer. So entwickelten aktuelle Prozessoren inzwischen mehr Hitze als eine Herdplatte. Falls der PC sich überhitze, sei das wie beim Auto - wenn der Motor heiß läuft, streikt er irgendwann. Eine gute Kühlung sorge dagegen für eine längere Lebensdauer und mehr Stabilität des PC-Systems.
Zur effektiveren Kühlung werden beim BTX-Format die PC-Bauteile anders angeordnet als bisher. Neu ist auch ein spezielles Thermal-Modul, das für eine bessere Durchlüftung des Gehäuses verantwortlich ist. Dadurch lässt sich auch die Anzahl der Lüfter verringern, was sich wiederum positiv auf den Geräuschpegel auswirkt.
Insgesamt gibt es drei verschiedene BTX-Formate: Während der Standard-BTX-Formfaktor für Tower-PCs entwickelt wurde, die oft als Server eingesetzt werden, kommt Micro-BTX in gewöhnlichen Desktoprechnern zum Einsatz. Für Mini-PCs und Laptops ist die Bauform Pico-BTX vorgesehen. Durch die Umstellung ändern sich neben dem Lüftungssystem auch Netzteil, Gehäuse und Mainboard. Dabei sollen durch neue Steckplätze auch neuere Technologien zum Einsatz kommen - zum Beispiel die Schnittstelle PCI Express.
«Ein Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet für Verbraucher aber zunächst nur unnötige Kosten», sagt Georg Schnurer, stellvertretender Chefredakteur der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift «c't». Bislang seien BTX-Bauteile noch vergleichsweise teuer. Zudem sind erst wenige BTX-Komplettsysteme im Handel erhältlich.
Langfristig kommen Anwender aber um die Umstellung nicht herum, so Schnurer. Das schrittweise Aufrüsten des PCs werde durch die Umstellung schwieriger, da einige der neuen Bauteile nicht mehr in die bisherigen PCs passen. Wer seinen PC auf dem aktuellen Stand der Technik halten möchte, könnte daher bald gezwungen sein, sich einen neuen Computer im BTX-Format zuzulegen. Allerdings lohne sich ein Aufrüsten für gewöhnliche PC-Nutzer heute auch nur noch selten. Die Systeme entwickelten sich so rasant, dass ohnehin alle zwei Jahre ein Neukauf anstehe.
Für fortgeschrittene Anwender, die ihren Rechner lieber selber zusammenstellen, lohnten sich Investitionen in ATX-Systeme derzeit aber durchaus noch, sagt Michael Nickles aus München, der in seinem Buch «PC-Report» Tipps für PC-Bastler gibt. Schließlich bleibe abzuwarten, ob und wann sich die Firma Intel mit ihrem Vorstoß auf dem Markt durchsetzen kann. Zumindest bis 2006 könnten ATX-Nutzer problemlos auf Konkurrenten wie AMD ausweichen.
Zudem sei fraglich, ob die theoretischen Vorteile des BTX-Formats in der Praxis wirklich zum Tragen kommen, so Nickles. So hingen die Stabilität des PC-Systems, dessen Lebensdauer und Lärmpegel nicht nur vom PC-Format ab, sondern eher von der Qualität der Bauteile.
Dass das alte PC-Format ATX in absehbarer Zeit gänzlich vom Markt verschwindet, ist in der Tat kaum zu erwarten. Zumindest in den kommenden beiden Jahren dürfte es eine Koexistenz der beiden Standards geben. Selbst Intel gibt sich bei den Aussichten für BTX bedeckt: «Wir rechnen erst für das Jahr 2007 damit, dass mehr BTX- als ATX-Komponenten verkauft werden», sagt Intel-Sprecher Anderka. Bis dahin lohne sich ein Umstieg eher für Firmen als für Privatnutzer.