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Indigo Girls Indigo Girls: Gute Botschaft in einer perfekten Verpackung

Von Steffen Könau 11.06.2002, 18:03

Halle/MZ. - In den USA hat sich das längst herumgesprochen.Seit Amy Ray und ihre Partnerin Emily Saliersvor 15Jahren als Indigo Girls mit dem Album"Strange Fire" debütierten, haben die beidenGitarristinnen, Komponistinnen und Sängerinnendem Folk-Genre gemeinsam etwa mit Tracy Chapman,den 10000 Maniacs oder Suzanne Vega neuesLeben eingehaucht. Plötzlich durfte Countrydurchaus auch von ernsten und politischenThemen handeln. Plötzlich war es möglich,eine Generation nach Dylan ambitioniert scharfeLieder zu machen.

Fünf Jahre nur brauchten die Indigo Girls,zu deren größten Fans von Anfang an REM-SängerMichael Stipe gehörte, bis sie mit dem Album"Rites Of Passage" Platinstatus erreichten.Aus der Randgruppencombo der beiden Südstaatenfrauenwar ein Verkaufsschlager geworden, der mitflotten Stücken zwischen Folk, Country undmassentauglichem Rock generationsübergreifendbegeisterte. Ein Status, den die beiden begnadetenSongschreiberinnen auch mit ihrem neuen Album"Become You" untermauern. Das insgesamt achtereguläre Werk der modernen Traditionalistinnenglänzt mit stilsicher arrangierten Liedern,beseeltem Gesang und feinstem Instrumental-Handwerk.Im Vergleich zum eher rockigen "Come On NowSocial" begeben sich die blonde Emily Saliersund die brünette Amy Ray diesmal zurück zuden Folk-Wurzeln ihrer Karriere.

Statt der kämpferischen Attitüde, mitder sie zuletzt mobil gemacht hatten für Frauenrechte,Abrüstung, Todesstrafe und globale Gerechtigkeit,geht es eher leise zu in den zwölf neuen Songs.

Wie Klassiker von Simon & Garfunkel klingendie zuweilen: Melodienschwer und zweistimmigvorgetragen, mit perlenden Gitarrenläufenverziert und dabei doch bestechend einfachkonstruiert. "Moment of Forgiveness" etwa,von Amy Ray geschrieben und gesungen, vertrautauf einen schleppenden Country-Takt, EmilySaliers' "Deconstruction" tanzt über einerkleinen Pianomelodie und "Yield" reibt dieMandoline an Amy Rays punkrauer Stimme.

Die große Stärke der Indigo Girls aber istauch zwei Jahrzehnte nach ihren Anfängen als"The B-Band" noch die unglaubliche Vielseitigkeit,die aus den unterschiedlichen Charakterenentspringt. Hier Amy Ray, hart, zupackendund zuweilen sehr direkt, dort Emily Sailiersmit ihren oft komplizierten, immer aber feinziselierten Stücken, die von Natur erzählen,von Liebe und Traurigkeit.

Wenn die beiden so verschiedenen Frauen dannzusammen singen, greift das noch jedes Malganz tief: Man muss nicht wissen, dass sieseit Jahren massenhaft Geld für gute Zweckespenden. Dass sie zwischen den eigenen Tourenum die Welt reisen und Frauen in Afghanistan,Mexiko oder Asien besuchen, um zu sehen, wiedie leben. Man hört, dass hier zwei es ganzernst meinen mit dem, was sie tun.

Die Musik kommt hier aus der Mitte der Dinge.Jahrelang sind die Indigo Girls bei Konzertenvor allem in den USA angefeindet worden, manchmalwegen ihrer offen lesbischen Lebensweise,manchmal allerdings auch wegen ihres Engagementsfür im weitesten Sinne linke Themen. Geradein der Countrymusik hat Greenpeace, habendas Anti-Gewalt-Projekt Home Alive oder dieVereinigung der afghanischen Frauen einenschweren Stand.

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