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Im Schatten des Pferdemondes

06.01.2010, 23:15

Hamburg/dpa. - Englands Süden leuchtet wie in bester Pilcher-Zeit, edle Rösser bieten Augenschmaus, Schafe mähen idyllisch, und es fehlen nicht der kernig blickende Landmann, der leicht fies dreinschauende Finsterling und schöne Frauen, mal mehr, mal etwas weniger edel.

Für die Verfilmung des Romans «Im Schatten des Pferdemondes» von Evita Wolff (Donnerstag, 20.15 Uhr) hat die ARD in die Vollen gegriffen. Der melodramenerfahrene Pilcher- und Lindström- Experte Michael Steinke inszenierte, das Drehbuch nach Wolff-Motiven schrieben Gunter Friedrich und der - man staunt - Krimi-Spezialist und Schimanski-Erfinder Felix Huby.

Denn ein Hauch Krimi weht auch hier, wenn endlich herausgefunden werden soll, wer die Stute Scarlett in ihre unberechenbaren Angstattacken treibt. Sonst waltet das große Gefühl, mal für Pferde, mal zwischen Menschen: Auf einem Gestüt - im Roman in Schottland, hier eben in Südengland - trifft der Tierarzt und begnadete «Pferdeflüsterer» Erik ein, die Stute Scarlett zu bändigen. Dabei gerät er nicht nur zwischen Pferde, sondern gleich auch zwischen zwei Frauen, die Ärztin Elaine (Suzan Anbeh) und Jane (Catherine Flemming), Tochter des herrisch-patriarchalischen Gestütsbesitzers (Volker Kraeft); die eine erst eher spöttisch-distanziert, die andere bald schon recht eindeutig in ihren Gunstbezeugungen: «Na ja, wir haben zwar ein Gästezimmer, aber...»

Philipp Brenninkmeyer, in England geboren, heute im Halbjahresrhythmus in Los Angeles und in Berlin zu Hause, spielt den Erik. Keine ganz leichte Rolle: «Der Erik, geprägt von einer harten Kindheit in Waisenhäusern, ist ein eher verschlossener Typ, der lonely wolf, der rascher zu Tieren als zu anderen Menschen Kontakt findet.»

Aber weniger die Rolle machte ihm Sorgen als der Umgang mit Pferden: «Ich habe keine große Beziehung zu Tieren, und auf einem Pferd hatte ich ein letztes Mal mit neun gesessen. Die Produktion war großzügig und hat mir Reitunterricht spendiert. Ich musste aber nicht nur reiten, sondern gleich auch das Pferd satteln, abends versorgen und so weiter. Oft genug, das sage ich ganz ehrlich, standen mir da die Schweißtropfen auf der Stirn, und meine Frau sah mich nur an und fragte: "Was hast du denn bloß?".»

Dennoch liefen in diesem Frühsommer die Dreharbeiten bei strahlendem Wetter ohne allzu große Komplikationen ab. Nur einmal wurde es etwas gefährlich: als ein Tier mit aller Kraft und Aggression sein Junges verteidigte und es nicht, wie im Drehbuch vorgesehen, über die Straße wechseln lassen wollte. Das war allerdings kein Pferd. Das war eine Kuh mit ihrem Kalb - und die genervte Crew wich schließlich auf ein Schaf mit Lamm aus. Die waren friedlicher.