Hotel-Bidding im Internet Hotel-Bidding im Internet: Blind buchen für wenig Geld

Wesseling/dpa. - Wenn Dirk Johannwerner auf Reisen geht, wohnt er häufig in Hotels der gehobenen Preisklasse - und das für wenig Geld. Der Computer-Spezialist aus Wesseling (Nordrhein- Westfalen) bucht mittlerweile 90 Prozent seiner Hotelaufenthalte weltweit über «Priceline», ein so genanntes Bidding-Portal unter http://www.priceline.com.
Hier können Reisende einen Preis angeben, den sie bereit sind, für ein Hotelzimmer in einer bestimmten Region und in einer bestimmten Kategorie zu zahlen. Doch das Hotel, in dem er letztendlich schlafen wird, erfährt der Kunde erst nach der verbindlichen und nicht stornierbaren Buchung. Priceline überprüft, ob ein den Wünschen und dem gebotenen Preis entsprechendes Angebot verfügbar ist. Vor der Buchung muss der Kunde allerdings eine Kreditkartennummer angeben. Bei einem Zuschlag wird die Karte sofort belastet. Wer zu wenig bietet und daher kein Angebot erhält, wird drei Tage gesperrt, sofern er die Suchoptionen beibehalten will. So soll das Herantasten an den günstigsten Preis erschwert werden.
Ein ähnliches Angebot bietet «Hotwire.com» (http://www.hotwire.com). Im Gegensatz zu Priceline erfährt der Reisende hier vor der Buchung nicht nur die Sterne-Kategorie, sondern auch die Ausstattungsmerkmale der einzelnen Hotels. Auch der Preis wird nicht geboten, sondern steht bereits fest. Doch auch hier erfährt der Kunde erst nach der Buchung, in welchem Hotel er genau wohnen wird.
Dirk Johannwerner nutzt seit etwa drei Jahren das Angebot von «Priceline». Weit über 500 Nächte hat er bereits in Hotels verbracht, die er dort gebucht hatte. Nur einmal musste er nach einem Hotelaufenthalt in Orlando im US-Bundesstaat Florida reklamieren. Das Hotel war seiner Meinung nach in eine zu gute Kategorie einsortiert. «Priceline hat mir damals zwei Nächte erstattet», erinnert er sich.
Der Bidding-Experte gibt seine Erfahrungen mittlerweile an andere Reisende im Internet weiter. In seinem Forum unter http://www.cleverbidding.co.uk berichten er und viele andere Nutzer über ihre Erfahrungen und die erfolgreichen Buchungen: 42 Pfund (64,67 Euro) bezahlte ein Paar für ein Zimmer im Hotel «Venetian» in Las Vegas. Ein anderer Reisender berichtet, er habe 40 Pfund (61,60 Euro) geboten und ein Zimmer im Hotel «Grand Hyatt» in New York bekommen. Steuern und Gebühren kommen allerdings noch dazu.
«Das Wichtigste ist, sich vor dem Bieten ausreichend und umfangreich zu informieren - alles andere endet in einer Katastrophe», warnt Johannwerner. Ein Gefühl für die Preise sei wichtig. Mindestens 30 Prozent unter dem regulären Zimmerpreis sollte man bieten, empfiehlt er. Zu einer guten Information rät auch Glenn Fogel, der bei «Priceline» für die internationale Entwicklung des Unternehmens zuständig ist: «Kunden sollten zuerst auf andere Seiten gehen und die Preise vergleichen, bevor sie bei Priceline bieten.» Dann könnten sie sicher sein, dort das günstigste Angebot zu bekommen.
Auch «Hotwire.com» hat Dirk Johannwerner für seine Reisen bereits genutzt, aber «Hotwire ist teurer», hat er festgestellt. Doch das Portal habe auch seine Vorteile: Es sei leichter als bei «Priceline» zu bestimmen, welches Hotel man letztendlich bekommt. Wenn man die Hotelbeschreibungen vergleiche, wisse man häufig bereits, welches Hotel sich hinter dem Angebot verberge.
Selbst Hotels in Deutschland lassen sich über «Priceline» buchen. Bruno Wolf von der Hotelkette Marriott, die seit 1999 Hotelzimmer über «Priceline» vertreibt, erklärt das Prinzip: «Es ist ein so genanntes 'Run of House'-Verfahren. Der Kunde bekommt, was zum Zeitpunkt des Check-Ins verfügbar ist. Er kann keinen Zimmerwunsch äußern.» 27 Pfund (41,58 Euro) plus Steuern und Gebühren habe ein Reisender beispielsweise für ein Zimmer im Marriott-Hotel in Frankfurt bezahlt, berichtet dieser bei «cleverbidding.co.uk.»
Hotel-Bidding-Angebote im Internet sollten laut Bernd Krieger, Leiter der Europäischen Verbraucherzentrale in Kiel, mit Bedacht genutzt werden: «Reisende müssen wissen, was sie tun. Es kommt darauf an, welches Risiko man bereit ist einzugehen.» Grundsätzlich seien Buchungen im Ausland nicht problematischer als Angebote im Inland. Jedoch seien die Stern-Bezeichnungen im Ausland häufig nicht mit den inländischen vergleichbar.
«Die Reisenden sollten sich auf alle Fälle die Kategorie-Beschreibungen ansehen,» rät Krieger. Allerdings seien bei der Europäischen Verbraucherzentrale bis jetzt keine Beschwerden über Bidding-Angebote eingegangen. Dirk Johannwerner will auch zukünftig das Angebot von Bidding-Seiten im Internet nutzen: «Das Reise-Budget meines Arbeitgebers ist beschränkt - und so habe ich trotzdem die Möglichkeit, in besseren Hotels zu wohnen.»