Hoffenheim Hoffenheim: Hopp oder top?

HOFFENHEIM/SID. - Investitionen in Höhe von 240 Millionen Euro, ein nagelneues Stadion und ein schmuckes Leistungszentrum mit Vorbildcharakter: SAP-Milliardär Dietmar Hopp hat als Mäzen des Bundesligisten 1899 Hoffenheim in den vergangenen Jahren einiges bewegt - den Verein in den letzten zwölf Monaten aber auch völlig aus dem Rhythmus gebracht.
Mittlerweile fragen sich nicht nur die 1899-Fans wegen der zahlreichen Fehlentscheidungen, ob sich der Mäzen aus sportlichen Belangen vielleicht doch lieber etwas mehr heraushalten sollte. Frei nach dem Motto: Hopp oder top? Denn der Retortenklub zerbröckelt nicht erst seit wenigen Wochen, vielmehr war das Ende der Ära Ralf Rangnick der Startschuss für den Absturz. Ob etwa die unsägliche Schall-Affäre oder aber der Talenteklau - Rangnick hätte sich gegen die öffentlichen Strömungen zu wehren gewusst. Denn Rangnick war der Architekt des einstigen 1899-Wunders. Und solange er sich im Kraichgau frei entfalten durfte, waren zumeist auch die Stimmung und die Ergebnisse in Ordnung. Dazu gehörten sicher auch Investitionen in den Kader in zweistelliger Millionenhöhe. Dazu gehörten auch Millionen-Verträge für Spieler wie Vedad Ibisevic, Carlos Eduardo, Luiz Gustavo und Chinedu Obasi.
Doch im Jahr 2010 drehte Hopp auf einmal den Hahn zu. Financial Fair Play war für den 71-Jährigen das Wort der Stunde. Erst wurde Carlos Eduardo nach Russland, dann Luiz Gustavo nach München verkauft. In der laufenden Saison folgten Obasi und Ibisevic. Eigentlich wollte sich Hopp ja überhaupt nicht in das Tagesgeschäft einmischen. Doch es war der Mäzen selbst, der den Verkauf von Gustavo massiv vorangetrieben und Rangnick damit zur Aufgabe in Hoffenheim getrieben hat. Ein Fehler, wie die mageren Bilanzen der Nachfolger Marco Pezzaiouli und Holger Stanislawski beweisen. Hopp selbst bestätigte zu Beginn der Woche in einem Interview auf der Vereinshomepage, dass er seine Aufsichtspflicht in den vergangenen Jahren zu sehr vernachlässigt habe. Schließlich sei es ja sein Geld gewesen, mit dem Spieler wie Ibisevic bezahlt wurden. Da hätte er besser aufpassen müssen, meinte Hopp.
Diesen vermeintlichen Fehler will er nun korrigieren, in dem er Stanislawski am Dienstag in einem Interview erklärte, wie er mit seinem Team Fußball zu spielen habe - so wie damals Ralf Rangnick, den er ja selbst vom Hof gejagt hatte. All das verstört die Anhänger der Kraichgauer zu Beginn des Jahres 2012 zunehmend. Denn sie wissen nicht, wohin Dietmar Hopp mit dem Verein will. Millionen-Verkäufe oder Millionen-Einkäufe, Abstieg oder Champions League, Talenteklau oder Jugendförderung? Oder einfach nur: Hopp oder top!