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Hockey Hockey: Osternienburg ist Bastion der Krummstäbler

Von Katrin Löwe 01.12.2003, 19:53

Osternienburg/MZ. - Als er das erste Mal auf dem Osternienburger Hockeyplatz stand, war er fünf. In einem Alter, bei dem im kleinen 2 300-Seelen-Ort bei Köthen wohl noch heute fast jedes Kind mal den Krummstab in der Hand hält. Andreas Dolge aber ist einer, den der Hockeysport nie mehr losgelassen hat. Einer, der sich einreiht in die Erfolgsgeschichte der O'burger, die auch mehr als 50 Jahre nach dem ersten Spiel auf heimischem Rasen ohne falsche Scham von sich behaupten können, eine Hockeyhochburg im ostdeutschen Raum zu sein.

Am OHC, 1950 von "Hockeyvater" Ernst Messinger aufgebaut, kam schon zu DDR-Zeiten kaum jemand vorbei. Mehr als die Hälfte aller Meistertitel, die zwischen 1968 und 1990 vergeben wurden, gingen nach Osternienburg. 22 Herren und 19 Frauen aus dem damals noch rund 3 000 Einwohner zählenden Ort trugen das DDR-Nationaltrikot. Auch Dolge, der von 1987 bis 1990 insgesamt 23 Länderspiele absolvierte, anschließend in Holland beim HC Venlo spielte sowie in Mönchengladbach in der 1. Bundesliga. Um dann doch wieder dorthin zurückzukehren, wo er sich sportlich seine ersten Sporen verdient hatte: zum Osternienburger Hockey Club Schwarz-Weiß. "O'burg ist eben O'burg, das ist meine Heimat", sagt Dolge, dessen größter sportlicher Erfolg der Weltmeistertitel mit der deutschen Militärmannschaft Anfang der 90er Jahre war.

Dazu, dass der Ort seinen guten Ruf in der Hockeywelt nicht verliert, will der 35-Jährige heute in ganz besonderem Sinne beitragen: als Spielertrainer in der ersten Herrenmannschaft, die mittlerweile ihre fünfte Saison in der 1. Bundesliga im Hallenhockey spielt, seit 1990 durchgehend in der Feld-Regionalliga vertreten ist. Unter seiner Führung feierte sie im Oktober einen der größten Erfolge der Nachwendezeit: den Gewinn des ostdeutschen Meistertitels.

In seiner Zukunftsplanung kann der OHC aber auch auf einen schlagkräftigen Nachwuchs setzen. Knapp 200 von einstmals rund 300 Mitgliedern sind dem Club nach der Wende treu geblieben. Insgesamt 16 Mannschaften spielen regelmäßig, etliche davon im Jugendbereich. Nicht ohne Erfolg, wie der ostdeutsche Hallenmeistertitel der A-Mädchen und deren siebter Platz bei den Deutschen Meisterschaften in der Halle in diesem Jahr zeigen. "Das ist einmalig für eine weibliche Mannschaft aus Sachsen-Anhalt", schwärmt Clubsprecher Roland Stefaniak. Dazu kommt, dass auch Osternienburger wieder dabei sind, sich über die eigenen Mannschaften hinaus Sporen zu verdienen. Mit dem 18-jährigen Tobias Schweitzer und der 14-jährigen Maria Brucker werden zwei Nachwuchsspieler derzeit in Zentralsichtungen von Bundestrainern unter die Lupe genommen.

Einzig die anstehende Schließung der Sekundarschule im Ort und die damit verbundene, noch ungewisse Zukunft der Hockeyhalle machen dem OHC derzeit Sorgen. An sich sind die äußeren Bedingungen in dem Hockeydorf ideal, seitdem im Jahr 2000 auch noch ein Kunstrasenplatz eingeweiht werden konnte. Aber wie sagt Dolge doch so schön zu seinem 1993 eingelösten Versprechen, nach Osternienburg zurückzukehren: "Es muss hier weitergehen."