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Hobby Hobby: Stillhalten sorgte für erste Zinnsoldaten

Von Michael Deutsch 13.07.2001, 13:32

Querfurt/MZ. - Herbert Schröder hat es in seiner Freizeit stets schwer gehabt. Kein Wunder. Der Stoff, aus dem seine (Hobby)Träume sind, besteht zum größten Teil aus Zinn und Blei, formgegossen und grazil nachgearbeitet als Zinnfiguren. Schröder besitzt schon 30 000 solcher Krieger. Und wenn man sich nur einmal ausrechnet, dass pro Figur etwa 50 Gramm zusammenkommen, ist die Annahme von anderthalb Tonnen Gewicht recht realistisch. Dabei ist das Gewicht der Hobbysammlung völlig uninteressant. Viel mehr stehe doch die Genauigkeit des Zinngusses, die Feinheit der Bemalung sowie die exakte Nachbildung der Figur im Vordergrund, beschreibt Schröder die Wertigkeiten einer solchen Sammlung und gesteht, dass der Fantasie jedoch Grenzen gesetzt sind. So nutzt der begabte Bastler gezielt geschichtliche Fachliteratur, speziell der Uniformkunde, um so authentisch wie nur möglich die Soldaten in ihren Uniformen auf den Schlachtfeldern darzustellen.

In fertiggestellten Dioramen zeugen später ganze Zinnheere von der zeitaufwändigen, geduldigen und liebevollen Handarbeit des Rentners, der schon ganz jung mit dem Sammeln und Zinngießen angefangen hat. Damals, als Siebenjähriger auf dem Heimweg von der Schule, wurde Schröder vom Querfurter Schneidermeister Weidrich, der auch für den Theaterverleih Kostüme anfertigte, abgefangen. "Er wollte wohl ein Kinderkostüm schneidern und dazu spontan an mir Maß nehmen", erinnert sich Schröder noch genau und kommt sogleich ins Schwärmen: "Wie sich herausstellte, hatte der Kostümverleiher eine riesige Zinnfigurensammlung bei sich. Sogar die Burg Querfurt war als Modell aufgebaut", ist der 73-Jährige nach all den Jahren genau wie damals verzückt. Als Dankeschön fürs Stillhalten bekam er dann die ersten Zinnsoldaten geschenkt. Ab dato ging das mit dem Hobby los, und die Vermehrung von zinnernen Soldaten war einfach nicht mehr zu stoppen. "Ich kaupelte die Figuren mit Schulkameraden, und es dauerte auch nicht lange, bis wir selber das Zinn gossen. Je mehr Geld - desto besser ging das Hobby", macht Schröder seine einfache Rechnung auf. Eisern blieb er dem Zinn stets treu und verrät: "Ich verwende zum Gießen der Figuren heute lieber das bekannte Lötzinn als Material."

Der Vorteil läge ganz eindeutig im Bleizusatz, der eine spätere Nacharbeit ermögliche, plaudert ein Praktiker aus dem Nähkästchen. "Zinn ist nämlich brüchig." Schröder als Gründungsmitglied des Querfurter Hobby- und Modellbauvereins wird natürlich auch an diesem Wochenende bei der Hobbyausstellung im Querfurter Schützenhaus vertreten sein. Dann wird er unter anderem das 1 000 Figuren starke historische Diorama von der Schlacht Preußens gegen Österreich im 17. Jahrhundert präsentieren. Und keiner der Besucher wird vermutlich ahnen, wie schwer das antransportierte Hobby war.