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Hintergrund zu Wandlitz Hintergrund zu Wandlitz: Das "Götterghetto" im Wald

08.03.2020, 17:59
Ende November 1989 durfte Elf99 in der Siedlung drehen.
Ende November 1989 durfte Elf99 in der Siedlung drehen. dpa

Die Waldsiedlung, unter DDR-Bürgern nur als „Wandlitz“ bekannt, war zu DDR-Zeiten auf keiner Landkarte eingezeichnet. Das „Götterghetto“ liegt in der Niederheide im sogenannten Niederbarnim und geht auf Überlegungen zurück, die nach den Unruhen in Ungarn 1956 drängend wurden. Die DDR-Führung fühlte sich in Berlin nicht mehr sicher. Im März 1958 entschied das aus dem sachsen-anhaltischen Burg stammende SED-Politbüromitglied Hermann Matern wegen der bioklimatisch günstigen Lage, dass das zu Bernau gehörende Gelände ideal als Bauplatz für ein eigenes Dorf für die wichtigsten SED-Politiker sei. Bis 1960 wurden mitten im Wald zwischen Bernau und Wandlitz Wohnhäuser mit Versorgungsanlagen und Sicherheitseinrichtungen errichtet. Das Gesamtprojekt unterstand später dem Personenschutz des MfS. Hinter einer zwei Meter hohen Mauer wachten 140 Soldaten rund um die Uhr über die führenden Genossen. Neugierige wurden bereits am äußeren Ring durch Schilder abgeschreckt, nach denen es verboten war, das angebliche „Wildforschungsgebiet“ zu betreten. Ab 1960 war es Pflicht für alle Berliner Mitglieder des Politbüros, in den die oberste SED-Führung versammelt war, in die Waldsiedlung zu ziehen. Alles in allem lebten in den 30 Jahren der Existenz des geheimen Städtchens 39 Politbüro-Mitglieder und ihre Familien dort. (mz/stk)

Honecker-Haushälterin Ulrike H. und Paul Bergner
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Steffen Könau