1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Hanne Schönig: Hanne Schönig: Gerüche aus dem Orient gesammelt

Hanne Schönig Hanne Schönig: Gerüche aus dem Orient gesammelt

Von Ines Krause 25.07.2001, 17:22

Halle/MZ. - "Mein Herz hängt am Orient", sagt Dr. Hanne Schönig. Die Aussage kommt nicht von ungefähr. Denn die 47-Jährige ist Spezialistin für diesen breit gefächerten Kulturkreis. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin hat sie sich der Südarabien-Forschung, genauer gesagt dem Jemen, verschrieben. Dort, im fernen Wüstenstaat, hat sie in letzter Zeit viel Zeit verbracht. Der Grund: ein Forschungsprojekt unter dem Titel "Schminken, Düfte und Räucherwerk der Jemenitinnen", das kurz vor seinem Abschluss steht. "Darin habe ich mich besonders den weiblichen Schmink- und Parfümier-Ritualen gewidmet", erklärt Schönig. Und das war selbst für die Orient-Kennerin wirkliches Neuland.

Auf das Thema sei sie gestoßen, als sie einer jemenitischen Großfamilie einen Privatbesuch abstattete: "Dabei entdeckte ich, welche Farbenpracht und Gerüche sich unter den Gewändern der einheimischen Frauen verbergen. Denn nur zu Hause bewegen sie sich ohne Überwürfe und Tücher, und nur dort benutzen sie ihre selbst zubereiteten Parfümpasten."

So gehört es in einem jemenitischen Haushalt zur Gastfreundschaft, Fremde mit einem selbst aufgekochten Räucherwerk aus Kardamom, Muskat oder auch Moschus, Amber und Rosenwasser zu empfangen. In einigen Regionen des Jemen sei es zudem üblich, dass Frauen ihre Hände und Arme farbenfroh schminken oder gar ihr Gesicht mit Gelbwurz einreiben. "Ich war davon fasziniert", so Schönig.

Nicht zuletzt deshalb beschloss sie, diese Schmuck-Rituale und vor allem die dafür benutzten Stoffe genauer zu untersuchen. Keine ganz leichte Aufgabe sei das gewesen. Denn zunächst musste sie versuchen, möglichst viele der von den jemenitischen Frauen verwendeten Schmink-Materialien zusammenzutragen. Oft sei ihr dabei zunächst Misstrauen entgegengeschlagen, allerdings nie allzu lange. Denn immerhin spricht sie fließend arabisch. "Das öffnet Türen", meint die Orientwissenschaftlerin, die zudem noch über Kenntnisse des Korans verfügt.

Innerhalb der letzten sechs Jahre trug sie auf arabischen Märkten, bei Drogisten und in Privathaushalten eine ganze Kiste voller zumeist unbekannter Substanzen zusammen. Die Schwierigkeit: "Zumeist hatte ich nur einen arabischen Namen und wußte nichts über die Zusammensetzung des Stoffes." Die meisten davon wurden mittlerweile von Chemikern der Uni Halle sowie von einem Botaniker der Freien Universität Berlin untersucht und identifiziert. Am Schluss dieser monatelangen Kleinarbeit steht nun ein Nachschlagewerk der entschlüsselten Substanzen, das noch in diesem Jahr in Druck gehen soll.