1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Handicap: Handicap: Behindertengerechte Computer

Handicap Handicap: Behindertengerechte Computer

Von Berti Kolbow 31.07.2006, 09:26
Ist die Schrift auf dem Monitor zu klein, kann die Bildschirmlupe von Windows helfen: Bei schwerwiegenden Sehproblemen ist der Griff zu spezieller Vergrößerungssoftware nötig. (Foto: dpa)
Ist die Schrift auf dem Monitor zu klein, kann die Bildschirmlupe von Windows helfen: Bei schwerwiegenden Sehproblemen ist der Griff zu spezieller Vergrößerungssoftware nötig. (Foto: dpa) Felix Rehwald

Hamm/Hagen/dpa. - Der Umgang mit dem Computer ist für somanchen eine Herausforderung - für Menschen mit Behinderungen erstrecht. Spezielle elektronische Hilfsmittel können inzwischen zwarselbst schwere Bewegungsdefizite oder Sehschwächen ausgleichen. Nutzer sollten vor dem Kauf aber auf ausführliche Beratung undEinweisung achten - und sich auf Ärger beim Beantragen öffentlicherFördergelder einstellen.«Spezialgeräte können viele Beeinträchtigungen bei der PC-Bedienungkompensieren oder zumindest mildern», erklärt Christoph Jo. Müllervom Bundesfachverband für elektronische Hilfsmittel für Behinderte(BEH) mit Sitz in Hamm.

Benötigt werden häufig besonders große oder kleine Eingabegeräteoder solche mit Sonderfunktionen, etwa einer Tastenverzögerung,erklärt Christoph Jo. Müller. Die Darstellung auf dem Monitor schweroder gar nicht erkennen zu können, hält auch sehschwache oder blindeMenschen längst nicht mehr vom Computer fern. «Selbst mit dem bestenHilfsmittel ist man nicht genauso schnell wie ein normal Sehender.Aber man kann auch als Blinder sehr gut mit dem PC arbeiten», erklärtMichael Lang, stellvertretender Vorsitzender der in Hagen ansässigenInteressengemeinschaft sehgeschädigter Computerbenutzer (ISCB).

Nützlich ist etwa Vergrößerungssoftware. Eine einfacheBildschirmlupe ist schon bei Windows dabei. Bei schwerwiegenderenSehproblemen helfen so genannte Screen- oder Webreader. «Über dieSoundkarte liest so ein Programm Texte und Links vor oder überträgtSignale an spezielle Blindenschrift-Lesegeräte, Braillezeilegenannt», erläutert Michael Lang.

Bei der Suche nach Produkten und Fachhändlern hilft das Internetweiter. Mit einer Suchmaschine des BEH lassen sich unter der Adressewww.beh-verband.de/suchen.htm passende Anbieter finden. Tipps fürsehgeschädigte Nutzer gibt es auf der Seite der ISCB unterwww.iscb.de oder bei INCOBS, dem Informationspool Computerhilfsmittelfür Blinde und Sehbehinderte (www.incobs.de). Das von derBundesregierung geförderte Projekt bietet einen Marktüberblick,Produkttests, Kaufberatungen und andere Infos.

«Wichtig ist, dass Nutzer vergleichen, denn der Hilfsmittelmarktbietet sehr viele unterschiedliche Angebote», erklärt Heike Clauss,INCOBS-Projektleiterin bei der DIAS GmbH in Hamburg. Eine guteBeratung sollte individuell und kostenlos sein. Auf Testphasen undEinweisungen zu Hause sollten Kunden bestehen. Achten sollten sielaut Müller auch darauf, ob ein Kundendienst angeboten wird.

Die Hilfsmittel sind in der Regel sehr teuer, weil sie nur ingeringen Stückzahlen gefertigt werden. Ein behindertengerechter PCkostet im Extremfall so viel wie ein Mittelklassewagen, sagt Müller.Eine Großfeldtastatur mit größeren Tasten kann mit mehreren 100 Eurozu Buche schlagen. Für einen Screenreader werden bis zu 1500 Eurofällig, für eine Braillezeile gar bis zu 16 000 Euro.

Betroffene können finanzielle Förderung beantragen. «Je nachLebenssituation kommen unterschiedliche Kostenträger in Betracht»,erklärt Katja Kruse, Juristin vom Bundesverband für Körper- undMehrfachbehinderte (BVKM) in Düsseldorf. Benötigt ein blinderGrundschüler einen behindertengerecht ausgestatteten Laptop, sei etwadie Krankenkasse zuständig. Allerdings werde in der Regel nur dienötige Zusatzausstattung bezahlt - nicht aber ein Computer selbst.