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Handball Handball: Zuschauer-«Weltrekord» in der Kölnarena

Von Dietmar Fuchs 25.02.2004, 15:31

Düsseldorf/dpa. - Der VfL Gummersbach ist wieder Kult. Beim Bundesliga-Spiel am Samstag gegen den Champions-League-Halbfinalisten SC Magdeburg überbietet der Club aus der 54 000-Einwohner-Stadt im Oberbergischen Land mit 19 154 Besuchern in der Kölnarena den inoffiziellen Hallen-Weltrekord bei Vereinswettbewerben. Seit dem 30. November 2001 hält der deutsche Handball-Rekord-Meister mit 18 576 Besuchern in der Partie gegen den THW Kiel auch die bisherige Bestmarke.

Für VfL-Manager Carsten Sauer erklärt sich das Phänomen beim zwölffachen nationalen Titelträger simpel: «Wir haben einen guten Ruf und ein gutes Image, die Kölnarena ist der Sporttempel schlechthin, und Handball boomt.» Dank solcher Voraussetzungen konnte die Trendwende eingeleitet werden: Durch die Spiele in der Großarena im Kölner Stadtteil Deutz wurde der VfL als Medien- und Sponsoringpartner attraktiv, die Einnahmen stiegen, die Mannschaft konnte nach jahrelangem sportlichen Dümpeln gezielt verstärkt werden.

In der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle beträgt der Zuschauerschnitt rund 1950. Mit dem Ausweichen auf Köln bei Top-Partien stiegen die Zahlen enorm an: In der Saison 2001/02 auf 4400, in der Spielzeit schon danach auf 6574. 2003/2004 kamen in Köln gegen den Nachbarn TuSEM Essen (11 748), gegen Kiel (16 179), HSV Hamburg (17 103) und gegen die SG Flensburg-Handewitt (16 435) immer weit mehr als 10 000 Besucher. «Der Gang in die Kölnarena ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir wieder dort stehen, wo wir hingehören», sagt Sauer. Und meint: An die Spitze.

Hier war der VfL zuletzt 1991 als erster gesamtdeutscher Meister. Der Gewinn des Europapokals der nationalen Titelträger (1983) liegt noch länger zurück. Gummersbacher Glanzzeiten mit Spielern wie Joachim Deckarm, Hansi Schmidt, Klaus Kater, Heiner Brand und Erhard Wunderlich wichen in den 90er Jahren der Existenzangst. Sponsoren sprangen ab, zeitweise drohte die Zahlungsunfähigkeit, die Profis mussten auf Teile ihrer Bezüge verzichten.

Das ist Vergangenheit. Die Gegenwart sieht rosiger aus. 5000 bis 6000 Gummersbacher begleiten den VfL zu den «Heimspielen» in Köln, die Einnahmen stimmen, sportlich ist das Team von Trainer Sead Hasanefendic nach zuletzt drei Bundesliga-Erfolgen hintereinander im Soll. «Zu Hause wollen wir eine Macht sein», sagte Nationalspieler Frank von Behren - das Team hielt sich mit neun Siegen und nur zwei Niederlagen vor eigenem Publikum an die Vorgabe.

Die Planspiele Sauers sehen aber mehr vor. Kurzfristig will sich der VfL für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren, mittel- und langfristig zum 13. Mal deutscher Meister werden und den Europacup gewinnen. Dabei spielt der Bau einer geeigneten Halle in Gummersbach eine erhebliche Rolle. «Die Konzeption steht, die Möglichkeit ist da», sagte Sauer. Sollte noch in diesem Jahr der Bauentschluss gefasst werden, könnte der VfL in eineinhalb bis zwei Jahren über eine Heim-Spielstätte verfügen, die für die Struktur der Stadt und des Clubs maßgeschneidert ist. Und dann könnten die Sauer- Pläne Wirklichkeit werden.