Handball Handball: Vom Parkett an die Seitenlinie
Wolfen/MZ. - Am ersten Tag, an dem Silvio Blechschmidt kein Regionalliga-Handballer mehr ist, gibt es für den Wolfener nur einen Ort, an dem er sich wohl fühlt: die Sporthalle. Die Transformation des Spielers in den Teambetreuer hat begonnen.
Mehr als 14 Jahre ist Blechschmidt für die 1. Männermannschaft der HSG Wolfen 2000 aufgelaufen, hat mit ihr Höhen und Tiefen erlebt. Er ist mit ihr auf- und abgestiegen, hat seine Gesundheit riskiert für seine große Liebe: den Handball. Dass er nun, mit gerade 32 Jahren, seinen Abschied erklärte, ist für ihn nur konsequent. "Es ist der richtige Zeitpunkt", sagt Blechschmidt.
Da sei zum einen die körperliche Dimension. Eine ganze Reihe von typischen Handball-Verletzungen haben sich über die Jahre in der Krankenakte des halbrechten Angreifers angesammelt. Sein Ellbogen ist zu knapp sieben Prozent geschädigt, Bänderrisse haben an der Stabilität der Fußgelenke gerüttelt. Am schlimmsten aber traf Blechschmidt der Kreuzbandriss vor knapp acht Jahren. Fast 14 Monate benötigte er, um wieder auf dem Feld zu stehen. "Da habe ich ans Aufhören gedacht".
Doch immer wieder motivierte ihn der Traum, zur Eröffnung der Sporthalle Krondorf gegen den SC Magdeburg auflaufen zu können. Blechschmidt schaffte es. "Neben dem Regionalliga-Aufstieg im Jahr 2000 war das mein schönster HSG-Moment." Doch nicht nur der Körper riet ihm, aufzuhören. "Ich möchte jetzt Platz für die Jugend machen", sagt Blechschmidt. Seine Karriere in Wolfen sei schön verlaufen. "Vielleicht wäre sie noch besser gewesen, wenn ich mich zwischendurch zu einem Wechsel durchgerungen hätte." Das Angebot aus Delitzsch war da, vor einigen Jahren. "Doch ich konnte mich von Wolfen nicht trennen", gibt er ehrlich zu.
In der vergangenen Winterpause suchte Wolfens Nummer vier dann erstmals das direkte Gespräch mit HSG-Trainer Frank Mühlner. Beide einigten sich in Abstimmung mit dem Vorstand, dass Blechschmidt ab dem Sommer zunächst noch mittrainiert, dazu das Team betreut und später dann vielleicht auch in die Rolle des Co-Trainers hineinwächst. "Doch ich will erst mal schauen, ob mir das liegt".
Der Abschied vom Spielfeld im Mai tat trotz dieser Perspektive weh. "Das Gefühl, auf dem Parkett zu stehen, ist unersetzlich." In seiner neuen Funktion will Blechschmidt den Spielern das beibringen, was er selbst als eines seiner größten Mankos bezeichnet: "Ich war im Training nie gerade der Fleißigste", lächelt er, "aber ohne kontinuierliches Arbeiten geht gar nichts."
Ein besonderes Auge wirft er dabei natürlich auch auf den zehn Jahre jüngeren Brüder Stephan. "Wenn er an sich arbeitet, hat er Potenzial für die zweite Liga. Er ist besser als ich." Der Handball, sagt er, habe ihm vieles gegeben. "Eine tolle Zeit, tolle Freunde und Erlebnisse, die ich nie vergessen möchte." Nun will Silvio Blechschmidt dem Handball etwas zurückgeben.