Handball Handball: TuSEM Essen ist erneut pleite
Essen/dpa. - «Es gabnur diese Lösung für diese Situation», erklärte Geschäftsführer NielsEllwanger am Dienstag. Nach seinen Angaben haben sich beimdreimaligen deutschen Meister und dreifachen Europacup-GewinnerSchulden von 1,5 Millionen Euro angesammelt, davon eine Million Euroan kurzfristigen Verbindlichkeiten. Der TuSEM, der bereits 2005erstmals Insolvenz anmelden musste, will den Spielbetrieb trotz derNotlage bis zum Saisonende aufrechterhalten.
«Es hat sich ein riesiger Schuldenberg aufgetürmt, der uns zuerschlagen drohte», sagte Michael Keusgen, Mitglied der neuen TuSEM-Geschäftsführung. Allein in diesem Jahr hätte es pro Monat eineUnterdeckung von 100 000 Euro gegeben. Das Insolvenzverfahren willder Club laut Antrag in Eigenverwaltung bewältigen. «Für den indieser Situation nicht Bewanderten hört sich dieser Schritt zunächstnach Kapitulation an: Das Gegenteil ist der Fall», hieß es dazu ineiner Mitteilung. Ziel ist es, nach dem Zwangsabstieg in der 2. Ligaeinen Neuanfang zu schaffen.
«Nach unseren Regeln steht damit TuSEM Essen als erster Absteigerfest», erklärte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). «Für die Liga bedeutet die Insolvenz einen großenImage- und Vertrauensverlust. Das hätten wir alle gern vermieden.»Als Gründe für die ausweglose Finanznot nannte er Missmanagement desVereins und eine Kostenspirale, in die der Handball nach einemabebbenden Boom geraten sei. «Dies hat zu hohem Kostendruck auchdurch hohe Spielergehälter geführt, dem immer weniger Einnahmengegenüberstehen», sagte Bohmann. Ähnlich sieht es Bob Hanning,Manager der Füchse Berlin: «Die Schraube ist überdreht.»
Schließlich ist binnen kurzer Zeit bereits der zweite Erstligistin Finanznot geraten. Erst Mitte September konnte die HSG Nordhorneiner Insolvenz und der Einstellung des Bundesliga-Spielbetriebs nurdank einer Finanzspritze der Städte Nordhorn und Lingen knappentrinnen. Dass ein sorgfältigeres Lizenzierungsverfahren seitens derHBL diese ökonomischen Schieflagen hätte verhindern können, weistBohmann zurück: «So ein Verfahren kann Risiken vermindern, nichtvermeiden.» Im Fall Essen zweifle man daran, dass «alle Angaben fürdie Erteilung der Lizenz richtig gemacht» worden seien. Der abgelösteTuSEM-Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier hatte dies bestritten.
Dass TuSEM Essen den Spielbetrieb bis zum Ende der Saisonfortsetzen will, sieht die HBL nicht nur mit Erleichterung. «Siewerden es nur mit massivem Kostendruck schaffen - und ob da dieWettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten werden kann, muss man sehen»,sagte Bohmann. Die neu gegründete Gesellschaft «TuSEM Freunde undGönner GBR» will gegebenenfalls entstehende kurzfristigeFinanzierungslücken schließen. Offen ist, inwieweit die Mannschaftzusammenbleiben wird. «Es gibt Gespräche, aber noch keine klarenAnsagen», sagte Ellwanger. Das nächste Spiel bestreitet Essen amSonntag beim VfL Gummersbach.