Handball Handball: Rätsel um «Phantom-Tor» bleibt ungelöst
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Zwischen den Treffern von Steven Just und Norman Flödl hat Potsdam nicht getroffen", sagte Ralph. Der Spielbericht aber sagt etwas anderes. Genau in dieser Phase soll Potsdams Jahn-Lasse Kohnagel für den VfL ein Tor erzielt haben. Es war ein Tor, das in der Anhalt-Arena keiner gesehen hatte. Schiedsrichter und Kampfgericht haben es trotzdem gewertet.
Ein Phantom-Tor sorgt für Aufregung in der Liga. Wie das zustande kam, bleibt auch nach intensivem Video-Studium ein Rätsel, weil nicht immer Spiel und Spielstand gleichzeitig im Bild sind. Trainer Peter Pysall wollte sich am Tag danach gar nicht groß äußern. Wegen des 26:25-Siegs und des 65. Geburtstags von Hauptsponsor Günter Thyrolf hatte sein Team einen trainingsfreien Montag bekommen, konnte Pysall die Aufnahmen nur grob sichten. "Irgendetwas stimmt da nicht", sagte Pysall. "Ich muss das aber noch einmal in alle Ruhe anschauen." Die Zurückhaltung des Trainers ist verständlich: Dessau-Roßlau hat das Spiel und die beiden Punkte gewonnen. "Das ist doch das, was zählt."
Andere beschäftigen die Ereignisse vom Sonntag trotzdem noch. Hallensprecher Sören Buchwald war fast am nächsten dran. "Ich habe nur gesehen, wie der Potsdamer Trainer irgendwann zum Kampfrichtertisch kam und ein Tor für seine Mannschaft verlangt hat", schildert er seine Beobachtungen. Sekunden später tauchte das ominöse 11:12 auf der Anzeigetafel auf - und die Diskussionen begannen. Buchwald wollte mit dem Kampfrichtern reden, was Potsdams Trainer Rüdiger Bohne verhinderte. Die Schiedsrichter wurden gerufen. Es gab eine kurze Diskussion. Das Spiel ging weiter.
"Eigentlich", sagt Buchwald, "hätte das Spiel länger unterbrochen werden müssen, um die Unstimmigkeiten mit dem Spielstand klären zu können." Das aber passierte erst, als es zu spät war. Kampfrichter und Schiedsrichter versicherten sich gegenseitig das korrekte Ergebnis. Dessau-Roßlau konnte nicht viel machen.
Das im Internet stehenden Spielverlaufsprotokoll lässt aber noch andere Fragen offen. Dessau-Roßlaus Steven Just machte demnach das 11:11. Nach dem Nicht-Tor von Kohnagel zum 11:12, sorgten Matthias Rudow für das 12:12 und Potsdams Florian Schugardt für das 12:13. Doch das zwölfte Dessau-Roßlauer Tor - und das zeigen auch die Ran-1-Aufnahmen - machte Norman Flödel, das letzte Potsdamer Tor der ersten Halbzeit hingegen eben Jahn-Lasse Kohnagel.
"Da hat jemand Nerven und Durchblick verloren", sieht Thomas Zänger, der Präsident des Dessau-Roßlauer HV, eine "unangenehme Kiste, weil da zwei Dessauer am Kampfrichtertisch sitzen und das nicht einfache Amt ehrenamtlich machen". So etwas passiere nicht mit Absicht. "Zum Glück hat es am Ende zum Sieg gereicht."
Von einem offiziellen Protest wurde im Spiel-Protokoll nichts vermerkt. Nur zwei Dinge stehen drin. Die rote Karte gegen Potsdams Philipp Barsties, die es 20 Sekunden vor dem Ende gab - und eine Sperre nach sich ziehen wird. Nach Forderung des VfL wurde zudem festgehalten, dass der Hallensprecher Einfluss auf das Kampfgericht genommen hat. Warum, das ließ der VfL unerwähnt.