Handball Handball: Nordhorn steht als zweiter Absteiger fest
Nordhorn/dpa. - Die Handball-Bundesliga hat einen weiterenTiefschlag hinnehmen müssen. Die HSG Nordhorn steht seit Donnerstagals zweiter Zwangsabsteiger nach TuSEM Essen fest. Rund drei Wochennach dem Insolvenzantrag der HSG beim Amtsgericht Nordhorn wirdAnfang nächster Woche das Verfahren eröffnet. «Das braucht man nichtschönzureden. Das ist sehr bedauerlich», sagte Frank Bohmann der
Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga HBL kritisierte zugleich die Nordhorner: «Sie haben überihre Verhältnisse gelebt.»
Tatsächlich sind die Kosten des Bundesligisten, dem während derSaison Punkte wegen wirtschaftlicher Unregelmäßigkeiten abgezogenworden waren, viel zu hoch gewesen. «Grund sind dieZahlungsunfähigkeit und die Überschuldung», sagte der vorläufigeInsolvenzverwalter Ulrich Zerrath der Zeitung «GrafschafterNachrichten (Freitag-Ausgabe) zu der nicht mehr abzuwendendenInsolvenz. «Die Deckungslücke ist zu hoch, als dass sie bis zumStichtag 30. April hätte geschlossen werden können.»
Nachdem die Handball-Bundesliga die angebliche Manipulations-Affäre um den THW Kiel wegen fehlender Anhaltspunkte zu den Aktengelegt hat, ist das wirtschaftliche Aus für die HSG Nordhorn derzweite Schlag für die Eliteklasse binnen weniger Tage. Bohmann: «Esist eine kritische Situation.»
Die Bundesliga hat offensichtlich ein Problem bei derLizenzierung, denn mit Nordhorn und Essen sind gleich zwei Vereinezahlungsunfähig, aber sie sind nicht die einzigen Clubs mitFinanzproblemen. Durch die zwei Pleiten wird es sportlich keinenKampf mehr um den Klassenverbleib geben. «Das trifft uns hart. Wirmüssen alles daransetzen, dass das demnächst sportlich entschiedenwird und nicht wirtschaftlich», sagte Bohmann.
Die Nordhorner hatten zuletzt mit Spielerverkäufen, darunter demvon Nationalspieler Holger Glandorf nach Lemgo, eine Rettungversucht. Doch die HSG scheiterte mit ihren Sanierungsplänen. Siewill nun die Saison zu Ende spielen und dann in der 2. Liga einenNeuaufbau versuchen.
«Trotz der Bereitschaft der Spieler auf Gehaltsverzicht und trotzder vielen positiven Gespräche mit Politik und Wirtschaft sowie demstarken Engagement der Fanclubs lässt sich das Fortführen derGesellschaft nicht realisieren», teilte der Club mit, gegen den auchnoch Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung läuft.«Das Auseinanderlaufen von Einnahmen und Ausgaben im Verlaufe derSaison, verstärkt durch das rezessive wirtschaftliche Umfeld unddurch die Steuerbelastungen aus der Vergangenheit, machten letztlichdie Insolvenz unausweichlich.»
Insolvenz und Abstieg sind das Resultat von teuer erkauftenErfolgen wie dem letztjährigen Sieg im EHF-Pokal. «Die Liga und derHandball haben ein großes wirtschaftliches Wachstum hinter sich, mitder Entwicklung haben nicht alle mithalten können», analysierte HBL-Geschäftsführer Bohmann. Nur durch eine kurzfristige Bürgschaft istder Stralsunder HV vorerst vor der Insolvenz gerettet.
Für die Region ist der Abstieg ein tiefer Einschnitt.«Gleichzeitig aber bietet eine solche Zäsur die Chance auf einenNeuanfang und eine nachhaltige Konsolidierung», wird Dieter Barlage,Mitglied des Verwaltungsrats, auf der Internet-Seite des Vereinszitiert. Barlage versuchte trotz des Desasters Zuversicht zuversprühen und sagte: «Die klare Zielvorgabe ist der Wiederaufstieg.»Allerdings müsse diese Zielsetzung «zwingend den wirtschaftlichenMöglichkeiten untergeordnet werden». Bisher war das offensichtlichnicht der Fall.