Handball Handball: Markus Baur beendet seine Karriere
Lemgo/Stuttgart/dpa. - Für Markus Baur soll es ein emotionalerAbschied werden, für seine Erben der Aufbruch in eine neue Zeit: Zumoffiziellen Karriereende an diesem Mittwoch in Stuttgart will derlangjährige Nationalmannschafts-Kapitän mit seinen Allstars den neuformierten Handball-Weltmeister vor der Mission Titelverteidigung aufHerz und Nieren prüfen. Für das Spiel neun Tage vor Beginn der WM inKroatien versprach der 37-jährige Lemgoer den 6200 Besuchern in derlängst ausverkauften Porsche-Arena nicht nur sportliche Leckerbissen,sondern auch «ein tolles Spektakel für die Zuschauer».
In 410 Bundesliga-Spielen und vor allem 227 Einsätzen für dieAuswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) hat sich Markus Baur dieEhre eines Abschiedsspiels erarbeitet. Und das auch noch in derHeißen Phase der WM-Vorbereitung gegen die Nationalmannschaft. «Fürjeden hätten wir das nicht gemacht», betonte Bundestrainer HeinerBrand, «er war die Führungsfigur auf dem Feld und als Kapitän dieVertrauensfigur von mir. Ich habe ihn immer als hervorragendenHandballer und Handball-Kenner eingeschätzt. Ich bin überzeugt, dasser auch als Trainer eine gute Karriere abliefern wird.»
Seit knapp einem Jahr trainiert Baur den derzeitigen Bundesliga-Dritten TBV Lemgo. Deswegen musste er in Peking auf seine drittenOlympischen Spiele nach 2000 in Sydney (4.) und 2004 in Athen (2.)verzichten, die eigentlich sein krönender Karriere-Abschluss werdensollten. So blieb die EM mit Platz vier vor Jahresfrist in Norwegensein letztes internationales Turnier, nachdem er zuvor 2004Europameister und 2007 vor heimischer Kulisse Weltmeister gewordenwar. «Natürlich ist der WM-Titel im eigenen Land das Schönste, wasein Sportler erleben kann. Das ist nicht zu toppen, bilanzierte Baur.Es habe natürlich auch bittere Niederlagen wie das verloreneViertelfinale bei der WM 2001 oder das verlorenen EM-Finale 2002gegeben, aber als Rückschläge will er dies nicht werten. «Rückschlagheißt für mich, dass es irgendwann nicht mehr weitergegangen wäre.Das gab es bei uns nicht. Ab 2002 ging es stetig aufwärts, und ausNiederlagen gingen wir sogar gestärkt hervor», sagte er.
Für seinen letzten großen Auftritt hat sich Markus Baur nun einTeam der Extra-Klasse zusammengestellt, das dem neu formiertenWeltmeister Paroli bieten soll. Die ehemaligen Welthandballer HenningFritz und Daniel Stephan, die Weltmeister Christian Schwarzer,Florian Kehrmann und Andrej Klimovets sowie die internationalen StarsStefan Lövgren (Schweden), Olafur Stefansson (Island) oder MirzaDzomba (Kroatien) bürgen für Qualität. «Markus Baur hat mirversprochen, dass wir ein richtiges Handball-Spiel absolvieren»,sagte Heiner Brand.
Der Bundestrainer will in der Partie wie zuletzt gegenGriechenland seine WM-Formation finden. Dabei kann er auch wieder aufSpielmacher Michael Kraus zurückgreifen. Der Lemgoer hat seinenMuskelfaserriss im Oberschenkel auskuriert. «Wenn sich alles soentwickelt wie bisher, wird er bei Markus' Abschiedsspiel ersteEinsätze haben können», sagte Brand. Auch Baur hält viel von seinemNachfolger als Spielgestalter und auch als Kapitän. «Er hat sich alsMensch und als Spieler enorm weiterentwickelt. Aber er ist jetzt auchin der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und das kann er», sagteder künftige Handball-Rentner, der die WM aus einer neuen Perspektivekennenlernt. Markus Baur wird in Kroatien als Experte desFernsehsenders RTL die deutschen Spiele analysieren.