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Handball-EM Handball-EM: Heiner Brand löst Versprechen ein und rasiert den Bart ab

Von Martin Kloth 02.02.2004, 15:50

Ljubljana/dpa. - Den Europameister-Titel gewonnen, seinen Bart verloren, doch die wohl schwerere Operation steht Heiner Brand erst am nächsten Montag bevor: Nur acht Tage nach dem überwältigenden Triumph in Slowenien unterzieht sich der Handball-Bundestrainer in München einer komplizierten Rückenoperation. «Ich habe schon seit 20 Jahren Probleme mit dem Rücken. Da muss jetzt was gemacht werden», sagte der 51-jährige Gummersbacher.

Nationalspieler Stefan Kretzschmar hatte schon vor Jahren gelästert, Brand hätte wegen seines Rückenleidens die beste Haltung fürs Golf spielen. Doch das Problem ist ernster. An seiner Bandscheibe haben sich Verknöcherungen gebildet, die dem Bundestrainer schwer zu schaffen machen. Bei dem chirurgischen Eingriff müssen dem Weltmeister von 1978 die Nervenkanäle im Lendenwirbelbereich freigelegt werden, um die Ablagerungen zu entfernen.

Diese Sorgen und Schmerzen hinderten Brand aber nicht daran, ein Versprechen gegenüber seinen Spielern einzulösen. Nach dem 30:25- Endspielerfolg am Sonntag in Ljubljana gegen EM-Gastgeber Slowenien kam der 22 Jahre gehegte und gepflegte Schnauzbart ab. Um 21.30 Uhr durfte der Kieler Abwehrspezialist Klaus-Dieter Petersen im Friseursalon «Mirjam» erste Hand an die markante Gesichtszierde anlegen. «Ich hab sie», rief er in den Raum und zeigte die abgeschnittenen Barthaare triumphierend nach oben.

Gut zehn Minuten dauerte die Prozedur beim «Barbier von Ljubljana». Jeder der altgedienten Auswahlspieler durfte sich unter dem Blitzlichtgewitter zahlreicher Fotografen und im Scheinwerferlicht der Fernsehkameras sein Erinnerungsstück an den EM- Sieg abschneiden. «Mit dem Schnäuzer geht hier keiner raus», sangen die Spieler während der Aktion. «Ich glaube, das werde ich in Ehren behalten», sagte Lemgos Kreisläufer Christian Schwarzer. Wie andere auch sicherte er sich auf einem Klebeband einige Barthaare des Bundestrainers, der innerhalb der Mannschaft in Anspielung auf das NDR-Walross manchmal auch «Antje» genannt wurde.

«Ich habe erstmals gesehen, dass Haut unter den Haaren ist», sagte der Lemgoer Daniel Stephan. Petersen fand: «Er sieht schon merkwürdig aus ohne Bart.» DHB-Vize-Präsident Horst Bredemeier, einst selbst Bundestrainer, hatte die Rasur mit einem Klingenhersteller und dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) vermarktet. «Das ist eine gute Aktion. Alle wünschten sich Heiner ohne Bart. Ich denke, dass uns das noch eine zusätzliche Promotion bringt», sagte er.

«Erleichtert» fühlte sich der frisch rasierte Brand. «Ein Spieler hat mir zugerufen, ich sehe 20 Jahre jünger aus. Ich habe gern den Bart verloren. Es war ja auch ein Wunsch der Jungs. Sie haben sich alle darauf gefreut, besonders die Älteren, die alle mal schneiden durften», meinte Brand mit einem breiten Lächeln, das erstmals seit 1982 auch wieder richtig zu sehen war.