Handball Handball: Dänemark schielt nach Deutschland
Göteborg/dpa. - «Wir wurden dortschon immer gern gesehen. Wir hatten bisher nur keine Plattform, umuns zu zeigen», sagte Rückraum-Ass Grit Jurack, die bei Viborg HK ihrGeld verdient.
Christine Lindemann und Steffi Melbeck waren vor gut sieben Jahrendie Vorreiter. Die Torhüterin und die Rechtsaußen wechselten 1999 vomBuxtehuder SV zu Randers HK. Während Steffi Melbeck 2001 wiederzurückkehrte, ist die frühere Auswahltorfrau noch immer in Dänemarkund steht bei Kolding IF unter Vertrag. Die deutsche Rekord-Torschützin Grit Jurack folgte 2001, spielte zwei Jahre bei IkastBording und steht nach einem Intermezzo beim Heimatclub HC Leipzigseit 2004 in Viborg in der Pflicht, wo sie einen Vertrag bis 2009hat. Seit vier Monaten schließlich trägt Nina Wörz das Trikot vonRanders HK, wo sie ebenfalls bis 2009 unter Vertrag steht.
Dort ist beim ehemaligen Leipziger Trainer Martin Albertsen auchAngie Geschke (Frankfurt/Oder) im Gespräch. Und WM-TorschützenköniginNadine Krause verlässt Bayer Leverkusen nach der laufenden Saison inRichtung Dänemark. Dass ihr neuer Verein GOG Gudme sein wird, hat siebislang noch nicht bestätigt. Und die ehemalige LeipzigerNachwuchsspielerin Jessica Pengel hütet beim Zweitliga-Dritten OdenseHF das Tor. «In Dänemark ist es ein ganz anderes Spiel, es istschneller, nicht so einfach. Das liegt nicht nur an den dänischenSpielerinnen, sondern auch an den anderen Ausländerinnen», sagte GritJurack und ergänzte: «In Dänemark kennt uns jeder, in Deutschland nursehr wenige.»
Der Aufwärtstrend der Nationalmannschaft und die vermehrtenFernsehübertragungen von den großen Turnieren haben die deutschenSpielerinnen zunehmend in den Fokus der dänischen Clubs gerückt.«Dadurch hatten wir die Möglichkeit zu zeigen, dass wir Handballspielen können», sagte Steffi Melbeck. Sie liebäugelt mit einemWechsel vom Buxtehuder SV zu einem anderen Bundesliga-Verein, aberauch Dänemark ist wieder ein Thema für sie. «Ich könnte mir das schonvorstellen, aber es muss halt passen», erklärte sie. Zumal ihrDänisch immer noch hervorragend ist. «Zumindest so viel, dass sie dieSchiedsrichter bequatschen kann», berichtete Grit Jurack.
Die 29-Jährige hat sich inzwischen ein Haus gekauft in Dänemarkund kann sich vorstellen, dort auch zu bleiben. «Ich muss nichtunbedingt zwei Tage, nachdem mein Vertrag ausgelaufen ist, nachLeipzig zurück», sagte sie. Grit Jurack ist mittlerweile dortheimisch geworden, Nina Wörz dagegen hat gerade die erstenAnlaufschwierigkeiten bewältigt. «Das ganze Drumherum, derPapierkram, die Krankenversicherung - das war das Schwerste. Da habeich vorher schon immer Grit mit E-Mails bombardiert», erzählte sie.
Bei aller Schwärmerei warnen die «deutschen Däninnen» aber auchvor unüberlegten Wechseln in die Haandboldligaen. «Das ist nicht nurHandball. Das ist auch eine andere Kultur, eine andere Sprache, quasiein Rundum-Paket», sagte Grit Jurack. Aber wer es geschafft hat,bereut es laut Steffi Melbeck nicht: «Es ist eine Lebenserfahrung.Man hat über den Tellerrand hinaus geguckt und ist nicht in trüberSuppe geschwommen.»