Hamburg Hamburg: Nach Attacke auf Pauli-Fans: HSV entschuldigt sich
Hamburg/dpa. - Entsetzen in Hamburg: Nach dem Überfall von HSV-Hooligans aufFußball-Fans des FC St. Pauli hat sich der Hamburger SV beimStadtrivalen entschuldigt und will die Schuldigen bestrafen. Nun wirdum die Sicherheit im Derby in einem Monat diskutiert.
Hamburg/dpa.Der Überfall von gewalttätigen HSV-Hooligans aufFans des FC St. Pauli schockt die Vereine, der DFB ist alarmiert -das brisante Hanseaten-Derby soll aber wie geplant im Herzen vonHamburg stattfinden. Wenn die beiden Clubs schon am vierten Spieltagder Fußball-Bundesliga aufeinandertreffen, herrscht die höchsteSicherheitsstufe rund ums Millerntor-Stadion.
«Das ist schon etwas, worüber wir uns Gedanken machen und wo wirauch aktiv werden», sagte der Sicherheitsbeauftragte des DeutschenFußball-Bundes, Helmut Spahn. «Wir werden gerade mit Blick auf dasDerby am 4. Spieltag aber Gespräche mit den Verantwortlichen derClubs führen», kündigte Spahn an. Der Sicherheitsexperte sieht in derAttacke, sollten sich die Sachverhaltschilderungen und Motivebestätigen, eine neue Qualität, weil es sich um eine gezielte Aktiongehandelt haben könnte.
Rund 15 vermummte HSV-Hooligans hatten den St.-Pauli-FansSamstagnacht nach dem Spiel des Kiezclubs beim SC Freiburg am BahnhofHamburg-Altona aufgelauert und vier von ihnen bei brutalen Attackenverletzt. Dabei handelt es sich um eine Mutter mit 16-jährigem Sohnund dessen gleichaltrigen Freund sowie einen rund 50-jährigen Mann,wie der Verein mitteilte. Das Quartett hatte eine organisierte Reisedes St.-Pauli-Fan-Ladens genutzt. Nach Polizeiangaben war von rund 20St.-Pauli-Anhängern die Rede, die angegriffen wurden.
Die Mannschaft, die im gleichen Zug heimreiste, war bis aufErsatztorwart Benedikt Pliquett zuvor an drei Hamburger Bahnhöfenausgestiegen. Pliquett wurde aus einiger Entfernung Zeuge desÜberfalls. An seinem Kopf sei eine Flasche vorbeigeflogen, berichteteder Kiezclub. Bei der Attacke wird eine geplante Aktion vermutet.«Wir sind total konsterniert, können das nicht begreifen», sagte St.-Pauli-Teammanager Christian Bönig am Montag. «Das waren keineAusschreitungen, das war ein Angriff auf Wehrlose.»
Der HSV mit dem Vorsitzenden Bernd Hoffmann und Sportchef BastianReinhardt hat sich beim Stadtrivalen entschuldigt. «Dieses Verhaltender vermeintlichen HSV-Anhänger ist absolut beschämend und trübt dieFreude über den tollen ersten Spieltag für beide Vereine», sagteVorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann. «Wir werden das mit allen zurVerfügung stehenden Mitteln bestrafen. Für solche Leute haben wirkeinen Platz in der HSV-Familie.»
Laut Polizei befanden sich unter den Angreifern vier Personen, dieals «Gewalttäter Sport» geführt werden. Auch Dauerkarten-Besitzer desHSV und Mitglieder der Fan-Abteilung Supporters sollen unter denHooligans gewesen sein. «Wir verurteilen jegliche Form vongewalttätigen Auseinandersetzungen. Hier gibt es nichts zutolerieren», sagte Ralf Bednarek, Abteilungsleiter des rund 60 000Mitglieder starken Supporters-Clubs. Die zwischenzeitlich inGewahrsam genommenen Hooligans sind wieder auf freiem Fuß.
«Der HSV oder die DFL sind zuständig, Stadionverbote zuverhängen», sagte Bednarek. Sollte sich bestätigen, dass Supportersunter den Tätern waren, wird ein Ausschluss aus der Abteilungerwogen. «Wir dürfen aber nicht überreagieren», sagte derAbteilungsvorsitzende.
Beide Vereine fordern, das in vier Wochen angesetzte Derby imMillerntor-Stadion (17. bis 19. September) am Samstagnachmittagauszutragen. Den genauen Termin legt die Deutsche Fußball Liga (DFL)erst fest. «Kritische Abendspiele am Millerntor sind gescheitert. Dashaben die Partien gegen Hansa Rostock bewiesen», sagte Bednarek. DieGegebenheiten im Stadtteil St. Pauli würden die Schlichtung möglicherAuseinandersetzungen im Dunkeln erschweren.
Im Vorfeld werden sich beide Vereine und Fan-Abteilungen sowieLandes- und Bundespolizei mit der Sicherheit beim ersten Erstliga-Treffen beider Clubs seit April 2002 auseinandersetzen. EineVerlegung ins größere und und nach Sicherheitsaspekten besser zukontrollierende HSV-Stadion ist nach Ansicht beider Vereine keinThema.