Hambüchen ein Gewinner auch ohne Gold
Athen/dpa. - Er ist der einzige Gewinner, der kein Gold gewann. Turn-Teenie Fabian Hambüchen, nur 1,58 Meter groß, hat mit seinen Auftritten in Athen wieder ein großes Publikum für das Turnen erschlossen, das in Deutschland zur Randsportart abgesackt war.
Mit ungewohntem strohblondem Haar präsentierte sich der Siebte des Reckfinals am Tag vor dem Ende der Spiele im Deutschen Haus in Athen. «Eine Wette: Da wir ins Team-Finale gekommen sind, mussten wir alle dran glauben», bemerkte er keck zu seinem ungewohnten Outfit. «Aber vor dem Reckfinale wollte ich mir das nicht antun.»
Sprachlos ist der 16-Jährige über die Einschaltquote im deutschen Fernsehen. «Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass fast zehn Millionen beim Turnen eingeschaltet haben. Und noch unglaublicher ist, dass sie das fast alle nur wegen mir gemacht haben», sagte der neue Medien-Liebling mit ein bisschen Abstand. Ob er sich denn nun bei einer solchen Resonanz nicht auch als «Mädchenschwarm» fühle, wurde er gefragt. «Warum nicht? Ist doch cool, oder?», konterte er gleich mit einer Gegenfrage.
So ist er, der kleine «Professor». Er ist gerade heraus, spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Sein Manager Klaus Kärcher aber habe ihm schon mit auf den Weg gegeben, seine Worte genau zu überlegen, damit er «nicht 'mal in Teufels Küche» komme. «Ein falsches Wort kann ganz dumme Folgen haben», hat er sich schon belehren lassen. Aber verbiegen lassen will er sich deshalb nicht. «Das Gequatsche habe ich aus der Familie, da labern alle. Da wird Stunden lang geredet, ohne Punkt und Komma», erzählte er.
Dass der 16-Jährige hin und wieder im Training mit dem Vater Zoff hat, ist kein Geheimnis. Und dass er dann aus Wut auch mal den CD-Player «volle Kanne» aufdreht, gibt er gerne zu. «Vater macht das aber auch und hört 'mal laut ein Rockkonzert, da muss ich doch dagegen halten», verteidigte er sich.
Am 30. August ist für Fabian das große Erlebnis Olympia zu Ende. Dann beginnt die Schule wieder. Mit dem Start der 11. Klasse im Gymnasium verlängert sich sein Schulweg von zehn auf 45 Minuten. Zeit, die vielleicht beim Training fehlen wird. «Wir sollten uns Gedanken machen, ob er nicht mit einer Ausnahmeregelung vorfristig einen Führerschein erhält. Das würde das Problem schon mildern», sagte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam.
Der nächste Höhepunkt für Hambüchen sind die Europameisterschaften im Juni 2005 in Debrecen. In Ungarn möchte er am liebsten noch einmal bei den Junioren «Gas geben» und ein paar Titel abholen. Dass die Männer-Riege auf ihn verzichten kann, scheint aber mehr als fraglich.