«Halleluja Robben» - Bayerns Ballermänner brennen

München/dpa. - Zwei Spiele bis Madrid, drei zum Triumph: Auf der Zielgeraden ihrer völlig verrückten Champions-League-Saison wollen sich die Ballermänner des FC Bayern München um Kunstschütze Arjen Robben durch nichts mehr aufhalten lassen.

Nicht vom Sexaffären-Wirbel um Franck Ribéry, nicht vom Ausfall von Louis van Gaal beim Abschlusstraining und schon gar nicht von Olympique Lyon.

«Lyon spielt dasselbe System wie Hannover - und das war eine gute Übung», verkündete van Gaal und fügte nach dem Schützenfest bei der Generalprobe in der Bundesliga mit superbreiter Brust hinzu: «Wenn man 7:0 gewinnt, bekommt man noch mehr Selbstvertrauen.»

Die Vorfreude auf ein weiteres Fußballfest vor 66 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena ist riesengroß, alle fiebern dem Anpfiff des italienischen Referees Roberto Rosetti entgegen. «Es ist ein Genuss, ein Halbfinale zu spielen. Das hatten wir lange nicht mehr», sagte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger. Im Triumph-Jahr 2001 standen die Münchner zuletzt in der Vorschlussrunde.

Nach dem Außenseiter-Coup im Viertelfinale gegen Manchester United befinden sich die Bayern urplötzlich in der Rolle des «leichten Favoriten», wie Bundestrainer Joachim Löw anmerkte, der ein «enges Spiel» erwartet. «Wir haben wichtige Wochen vor uns», betonte Bayern- Chef Karl-Heinz Rummenigge. Das historische Triple winkt, was sich nach dem schwierigen Beginn unter van Gaal kaum einer ausgemalt hätte. «Es hat ja vor der Saison gar keiner für möglich gehalten, dass Bayern München überhaupt das Finale erreichen kann», bemerkte Rummenigge. Jetzt ist das Traumziel Madrid (22. Mai) ganz nah. «Wir sind bereit», versicherte Stürmer Ivica Olic.

Franz Beckenbauer sieht gute Chancen für den deutschen Rekordmeister, das Finale der Fußball-Champions-League zu erreichen. Allerdings warnte Bayern Münchens Ehrenpräsident davor, die Franzosen zu unterschätzen. «Es sind zwei K.o.-Spiele, man muss in beiden Partien gute Leistungen zeigen, um weiterzukommen», meinte der «Kaiser». Wichtiger als der Sieg in der Königsklasse sei jedoch der Gewinn der deutschen Meisterschaft. «Natürlich wäre es schön einmal wieder die Champions League zu gewinnen, das wichtigste ist aber der nationale Titel.»

Während Lyon über die beschwerliche Anreise in Minibussen wegen der Vulkanaschewolke aus Island stöhnte, beklagten die Münchner hausgemachte Probleme in der Vorbereitung. Wegen eines privaten Trauerfalls reiste van Gaal nach Holland, seine Assistenten Andries Jonker und Hermann Gerland mussten die letzte Trainingseinheit leiten. Zum unpassenden Zeitpunkt traf den Rekordmeister zudem die Verwicklung von Filou Ribéry in den Sexskandal um die französische Nationalelf. «Kein Thema» sei die Rotlicht-Affäre intern, hieß es zunächst beim Rekordmeister. Trotzdem wurde Ribéry lieber vor unschönen Nachfragen geschützt und von der Besetzungsliste der Pressekonferenz gestrichen; für ihn sprang Nationalspieler Philipp Lahm ein.

Noch mehr Ablenkung vom großen Ziel Finale wollte man sich nicht leisten - auch Ribéry sollte sich auf das Spiel fokussieren. «Ich glaube, dass er mehr beschäftigt ist mit Olympique Lyon», sagte van Gaal. Zudem hätschelte er den Star, der nach einer Muskelverhärtung im Abschlusstraining dabei war, it Worten. Zuletzt schien Ribéry gar im Rummel um Super-Robben unterzugehen. Demonstrativ lobte van Gaal den kleinen Franzosen. «Er steigert sich jedes Spiel und ist immer entscheidend. Und er macht in den Spielen nicht nur seine Arbeit nach vorne, sondern auch nach hinten. Für den Gegner ist es das große Problem, dass wir nicht nur Robben haben, sondern auch Ribéry.»

Welcher der beiden Topstars am Ende gefeiert und umjubelt wird, ist dem Holländer egal: «Heute heißt es 'Halleluja Robben' - morgen kann es 'Halleluja Ribéry' sein.» Van Gaal macht sich andere Sorgen. Danijel Pranjic soll im Mittelfeld «den Verlust» des gesperrten Kapitäns Mark van Bommel so gut wie möglich ausgleichen. In der Abwehr ersetzt Diego Contento den ebenfalls gelb-gesperrten Holger Badstuber. «Wir müssen Vertrauen in diese Spieler haben», sagte van Gaal und erinnerte an gute Spiele «ohne Robben und Ribéry».

Die Offensiv-Power mit der Flügelzange und den torgefährlichen Thomas Müller und Olic soll die Münchner Trumpfkarte gegen Lyon sein, das in der Abwehr vor dem großartigen Torhüter Hugo Lloris die Ausfälle von Jean-Alain Boumsong und Mathieu Bodmer verkraften muss. Eine Schwächung sei das, aber keine Garantie für einen Erfolg, warnte van Gaal: «Lyon ist eine sehr gut organisierte Mannschaft, aggressiv, physisch stark und gut im Konter.» Hauptsache gewinnen, lautet Rummenigges Wunsch für das Hinspiel: «Denn mit unserem Offensivgeist können wir auch auswärts das eine oder andere Tor erzielen.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Contento - Ribéry, Schweinsteiger, Pranjic, Robben - Müller - Olic

Olympique Lyon: Lloris - Reveillere, Cris, Toulalan, Cissokho - Källström, Gonalons - Bastos, Pjanic, Delgado - Lopez

Schiedsrichter: Rosetti (Italien)