Gut Pfersdorf Gut Pfersdorf: Treckersammler eröffnet Museum
Pfersdorf/MZ. - Das Dach der riesiglangen Scheune leuchtet rot, die Tore sindneu, die Fassade sauber und frisch verfugt- kaum zu glauben, dass hier in den neunzigerJahren fast schon mal die Abrissbagger angerolltwären. Aber wer hätte sich damals auch träumenlassen, dass aus dem völlig heruntergewirtschaftetenGut Pfersdorf an der Bundesstraße 180 zwischenWalbeck und Quenstedt noch einmal so ein Schmuckstückwerden würde. Dafür verantwortlich ist einLandwirt aus Quenstedt: Heinz Reuter und seineFamilie haben vor zwei Jahren einen Großteildes Gutes erworben und seitdem saniert. DerClou dabei: Im ehemaligen Gesindehaus hatFamilie Reuter ein kleines Bauern- und Heimatmuseumeingerichtet. Am kommenden Sonnabend wirdmit einem Fest die Eröffnung gefeiert.
"Die Idee mit dem Museum hatten wir schonlange, aber nie die passenden Räume", sagtder 44-jährige Landwirt, der aus dem Rheinlandstammt und 1990 mit Partner Gerd Brenneckeeinen Agrarbetrieb in Quenstedt gegründethat. Seit 1994 lebt die Familie - EhefrauHiltrud (44) und die Kinder Heiner (12) undMarita (8) - auch in dem Dorf; bis dahin warensie immer noch gependelt. Die Museums-Ideewiederum hängt mit Heinz Reuters Hobby zusammen:Er sammelt historische Landwirtschaftstechnik(die MZ berichtete). Vor allem alte Traktorender Marke Hanomag haben es ihm angetan: Achtdieser Fahrzeuge (gebaut in den fünfzigerund sechziger Jahren) hat er - kräftig unterstütztvon seinem Sohn - schon originalgetreu aufgearbeitet."Der Eine fährt in Urlaub, der Andere machteben das", antwortet Reuter auf die Frage,warum er sich diese so zeit- wie geldaufwändigeFreizeitbeschäftigung gesucht hat.
Außer den Treckern werden im ehemaligen Stalldes Gutes weitere größere Geräte ihren Platzbekommen wie Mähdrescher, Strohpressen oderDreschkästen. Aber auch im Gesindehaus, demeigentlichen Museum, haben sich bereits etlicheExponate angesammelt. "Seit sich das herumgesprochen hat, bringen uns Leute einfachSachen an", sagt Hiltrud Reuter. Da gibt eszum Beispiel alte Radios und Schreibmaschinen,Küchen- und landwirtschaftliche Geräte wieeine Handsämaschine, Pflüge, eine Windfegeund eine Schweinekiste. Außerdem sind verschiedenetypische Räume eingerichtet: Waschküche, Wohn-und Schlafzimmer sowie eine Räucherkammer.Im Keller sind wechselnde Ausstellungen möglich.Einen Raum ziert bereits ein Wandgemälde desHeimatmalers Otto Teutloff, das das Gut zeigt.
Gebaut wurden die heute existierenden Gebäudeoffenbar im 19. Jahrhundert - jedenfalls habenReuters an Scheune und Stall Tafeln mit denJahreszahlen 1840 beziehungsweise 1870 gefunden.Bekannt ist auch, dass Pfersdorf einem Kniggegehörte, der es aber in der Inflationszeitverkaufen musste. Spätere Eigentümer warendie Besitzer des Ritterguts Walbeck, die FamilieBartels. Im Zuge der Bodenreform wurde dasGutsland an Neubauern verteilt; nach der Wendewar die Treuhand Verwalterin. Pfersdorf (36Einwohner) ist Ortsteil von Quenstedt.
"Hier steht alles unter Denkmalschutz", sagtHeinz Reuter - was die Sanierung natürlichnicht gerade billiger macht. "Aber wir wollenja auch nichts kaputt machen, im Gegenteil."So werden zum Beispiel später eingefügte Ziegelwieder entfernt und durch Bruchsteine ersetzt.Viel Arbeit gab es auch im Stall: Hier seider Boden irgendwann mit Beton, Kies und Schuttum rund einen Meter erhöht worden, "das habenwir alles rausgefahren". Und während Stall,Scheune und Gesindehaus zum Teil schon genutztwerden, muss das Herrenhaus noch etwas aufseine Sanierung warten.
Anlässlich der Eröffnung ihres Museums lädtFamilie Reuter am Sonnabend, 10 bis 16 Uhr,zu einem Bauernmarkt auf das Gut ein. DerSpielmannszug der Quenstedter Feuerwehr undder Chor "Frohsinn" wollen gute Laune verbreiten,außerdem stellen Otto Teutloff und Erwin Peschkeeinige Bilder aus. Natürlich ist auch fürEssen und Trinken gesorgt.